Die Börsenindizes in den USA, aber auch in Österreich oder Deutschland stehen so hoch wie lange nicht. Für Aktienanleger scheint es die beste aller Welten zu sein. Die Notenbanken in Tokio, London, Washington oder Frankfurt fluten seit Beginn der „Großen Finanzkrise“ 2008 die Märkte mit Milliarden von Yen, Pounds, Dollars und Euro. Die ultra-lockere Geldpolitik hat die Zinsen praktisch auf die Null-Prozent-Linie gedrückt. Doch auf ihrer Jagd nach einer Rendite, die wenigstens oberhalb des Inflationsniveaus (derzeit noch 1,2 Prozent) liegt, investieren viele Anleger nicht nur in die riskantere Anlageklasse Aktien. Sie suchen ihren Erfolg nach wie vor auch an den Immobilien- und Anleihemärkten.
Gefahren einer Vermögensblase
Und dort nehmen die Gefahren einer Vermögensblase mit jeder weiteren Zinssenkung und jeder zusätzlichen Liquiditätsinjektion der Notenbanken zu. Denn während Aktien – gemessen am langfristigen Durchschnitt – trotz ihrer Rekordstände immer noch moderat bewertet sind, haben die Preise für festverzinsliche Wertpapiere inzwischen ein extrem hohes Niveau erreicht. Auch die Immobilienpreise klettern in den gesuchten Lagen zum Teil mit zweistelligen Zuwachsraten.
Insbesondere die Europäische Zentralbank (EZB) ist in einer schwierigen Lage. Euroland kämpft gegen eine hartnäckige Rezession, keine Spur von der erhofften wirtschaftlichen Erholung. Auch wenn Deutschland noch ein Mini-Wachstum in diesem Jahr erzielen dürfte, so fällt die größte Volkswirtschaft Europas als Konjunkturlokomotive aus. Frankreich, zweitgrößte Volkswirtschaft der Eurozone, steht vor einem Scherbenhaufen. Verkrustete Strukturen, eine überbordende Bürokratie und wachsende Staatsverschuldung lähmen das Land und kosten internationale Wettbewerbsfähigkeit. Italien, die Nummer drei in Euroland, ist kaum zu regieren, der Widerstand gegen die dringend erforderliche Reformpolitik wächst – und ist in Teilen bereits erfolgreich. Und in Krisenländern wie Spanien, Griechenland oder Portugal ist angesichts der Perspektivlosigkeit am Arbeitsmarkt der soziale Friede in höchster Gefahr!
Noch billigeres Geld - und doch keine Investitionen
Nun also macht die EZB das Geld noch billiger. Außerdem können sich die Banken in der Eurozone noch mindestens bis Juli 2014 unbegrenzt Geld bei der EZB leihen. Doch mangelndes Vertrauen der Geldhäuser führt dazu, dass die EZB-Milliarden erst gar nicht in der realen Wirtschaft ankommen. Die errechneten Ausfallrisiken bei den Unternehmen machen dort Kredite unattraktiv. Investitionen bleiben aus.
Im Gegenteil: Noch billigeres Geld könnte die Stabilität zusätzlich gefährden, wenn schwache Banken die noch günstigeren Zentralbankkredite zum Kauf höherverzinslicher Staatsanleihen von Krisenstaaten nutzen, anstatt das Geld den Unternehmen zinsgünstig zur Verfügung zu stellen. Die EZB ist sich dieser Gefahr bewusst – und droht mit einer unkonventionellen Maßnahme: Die Währungshüter prüfen Strafzinsen für Banken, die das Geld nicht an die Wirtschaft weiterleiten.
Kräftiger Wettbewerb um Immobilienkäufer
Damit haben Eigenheimer in Deutschland keine Probleme. Immobilienkäufer sind gern gesehene Kreditkunden. Denn die Geldhäuser, die selbst Schwierigkeiten haben, die Einlagen ihrer Kunden zu attraktiven Zinssätzen anzulegen, müssen die besicherten Hypothekendarlehen nicht so stark mit Eigenkapital unterlegen wie normale Konsumentenkredite. Der Wettbewerb um die begehrten Eigenheimer ist hart. Deshalb bleiben die Zinsen für Immobilienkredite auch in den kommenden Wochen historisch niedrig.