Und zweitens hat der mächtigste Notenbanker der Welt gesprochen: Fast beiläufig deutete der Chef der US-Notenbank Federal Reserve an, seine aggressive Geldpolitik etwas zu drosseln. Die Fed versorgt – so wie viele andere Notenbanken rund um den Globus auch – seit Jahren über diverse Programme die Märkte mit milliardenschwerer Liquidität. Das Geld gelangt aber nur zum Teil in die reale Wirtschaft und treibt vor allen Dingen die Aktienkurse. Ewig kann das natürlich nicht so weitergehen. Erstmals gab Ben Bernanke Hinweise, dass die monatlichen Anleiheankäufe in Höhe von 85 Milliarden US-Dollar demnächst geringer ausfallen könnten.
Noch ist es nicht so weit, doch schon die Aussicht bereitet Anlegern Unbehagen: Eine Straffung der Geldpolitik bedeutet höhere Zinsen. Der sich seit Anfang Mai abzeichnende Trend steigender Kapitalmarktrenditen dürfte sich nach der Ankündigung nun noch etwas beschleunigen. US-Staatsanleihen dürften künftig nachhaltig über der Marke von zwei Prozent rentieren. Ganz so eindeutig wie auf dem größten Rentenmarkt der Welt ist die Lage hierzulande nicht. Zehnjährige Bundesanleihen, die auch als Orientierungsmarke für den Hypothekenmarkt gelten, haben ihre Rekordtiefs zwar verlassen. Das Renditeniveau bewegt sich derzeit aber nur knapp über der Marke von 1,42 Prozent.
Eine weitere Lockerung der Geldpolitik in Europa wird zwar diskutiert. Allerdings ist der Spielraum für die Europäische Zentralbank (EZB) begrenzt. Der Widerstand gegen massive Anleihekäufe ist vor allen Dingen in Deutschland hoch. Auch die Idee, den Banken, die das billige EZB-Geld nicht in Form von konjunkturstützenden Krediten insbesondere kleinen und mittleren Unternehmen zur Verfügung stellen, mit Strafzinsen zu belegen, wird bei der Deutschen Bundesbank abgelehnt. Sobald für die maue Konjunktur in Europa Anzeichen einer Erholung erkennbar sind, dürften auch in Europa die Rentenmärkte dem großen Taktgeber USA folgen.