Die Märkte erwarten mit Spannung, ob der befürchtete Einbruch der Kreditvergaben in China nun kommt, wie die US-Supermärkte die Konsumenten einschätzen und ob die EZB im Kampf gegen die Deflation tatsächlich erfolgreich war.
Nachdem die ökonomischen Daten der letzten Woche weitgehend im Rahmen der Erwartungen geblieben war, hatten die US-Arbeitsmarktdaten am Freitag doch noch für Aufregung gesorgt. So lagen die neuen Jobs („nonfarm payroll employment“) mit 217.000 deutlich unter den Erwartungen, was den US-Leitindex S&P 500 (SPX) sofort auf ein neues All-time-high bei 2033,74 Punkten trieb. Gleichzeitig stiegen auch US-Treasuries stark an und der Goldpreis zeigte mit plus 3,3 Prozent sogar den stärksten Anstieg seit September 2013.
Während Treasuries und Gold ihre Gewinne aber halten konnten, besannen sich die Aktienmärkte im Tagesverlauf auf die Sorge, die die Quartalsberichte der vergangenen Wochen geschürt hatte. Denn die erheblichen Gewinnsteigerungen der SPX-Unternehmen resultieren fast ausschließlich aus Rationalisierungsmaßnahmen und waren kaum von Umsatzsteigerungen begleitet. Nun bedeuten weniger neue Jobs geringere Einkommen, so dass am Nachmittag Sorgen um den privaten Konsum aufkamen und die Aktienkurse von ihren Höchstständen zurückfielen und der Vortagesstand nur dank eines Sprint im Schlusshandel übertroffen werden konnte.
Brechen die Kreditvergaben in China diesmal ein?
Die kommende Woche verspricht weiteren Aufschluss über den US-Konsum, wobei der US-Handel wegen des Veterans-Day am Dienstag erst am Mittwoch so richtig in Schwung kommen dürfte. Allerdings veröffentlicht die Bank of China (PBoC) bereits am Montag das Volumen der neuen Kreditvergaben. Angesichts fallender Immobilienpreise und anhaltender Bemühungen der PBoC, den Schatten-Kreditmarkt einzudämmen, hatten Analysten schon für den Vormonat einen drastischen Rückgang prophezeit. Allerdings war dieser aber nicht eingetreten.
Die Folge war eine starke Rally an fast allen asiatischen Aktienmärkten, die zum Monatsende aber von der erneuten Sorge um eine Kreditkrise in China eingebremst wurde. Diesmal erwarten die Analysten einen Rückgang um rund 230 Milliarden auf 626,4 Milliarden Yuan. Dies würde es China wohl schwierig machen, seinen üblichen Beitrag zum Weltwirtschaftswachstum zu leisten.
Zwei Fed-Gouverneure melden sich zu Wort
Am Mittwoch könnten dann zwei Reden von zwei stark exponierten Gouverneuren des Federal Reserve Boards für Aufregung sorgen, wobei der „Falke“ Charles Plosser schon länger dafür eintritt, die Zusage zurückzuziehen, die US-Leitzinsen „noch beträchtliche Zeit“ bei Null zu halten. Sein Kollege Narayana Kocherlakota gilt hingegen als absolute „Taube“ und hat gerade erst betont, es gäbe keinerlei Anzeichen, dass sich die US-Inflationsrate in Richtung der Fed-Obergrenze von zwei Prozent bewege – weshalb erhebliche Turbulenzen zu erwarten wären, würde einer von ihnen nun von seinem bisherigen Standpunkten abgehen.
Zudem melden die US-Supermärkte WalMart, Macy's Inc und Kohl's ihre Ergebnisse für das 3. Quartal, wobei die Unternehmen bereits Ergebnisse am unteren Rand der Erwartungen angedeutet haben. Analysten interessieren sich vor allem für ihre Erwartungen für das Weihnachtsquartal. Am Donnerstag folgen die Neuanmeldungen zur US-Arbeitslosenversicherung, die den Erwartungen zufolge zum 9. Mal in Folge unter der „magischen“ Zahl von 300.000 liegen sollen. Am Freitag schließlich werden die US-Einzelhandelsumsätze für Oktober veröffentlicht sowie das vorläufige US-Konsumenten-Vertrauen der Universität von Michigan für November.
BIP-Wachstum und Inflationszahlen für Deutschland und die Eurozone
Die Woche schließt mit dem vorläufigen BIP-Wachstum von Deutschland, Frankreich und Italien im 3. Quartal, wobei Deutschland und Italien, die im 2. Quartal bereits ein Minus von 0,2 Prozent beziehungsweise 0,1 Prozent gemeldet hatten, Gefahr laufen, in die Rezession zurückzufallen. Das könnte auch Frankreich blühen, vorausgesetzt die vorläufigen Zahlen, die sich gerade noch im Plus gehalten hatten, würden ins Minus revidiert. Am Freitag werden zudem die endgültigen Inflationszahlen für die Eurozone veröffentlicht, deren vorläufige Lesart einen leichten Anstieg auf 0,4 Prozent gezeigt hatte.
Das hatte einigen Druck von der EZB genommen, der freilich sofort wieder zurückkehren dürfte, sollten die Inflationszahlen nun nach unten korrigiert werden. Mit ähnlichen Problemen könnte sich der Governor der Bank of England, Mark Carney, bereits bei seiner Pressekonferenz am Donnerstag herumschlagen müssen, denn am Mittwoch wird der britische Inflationsreport präsentiert, von dem eher ein Abgleiten in die Deflation als ein überraschender Anstieg der Inflationsrate erwartet wird.