In Österreich werden derzeit rund 8.000 in- und ausländische Fonds an den Börsenplätzen gehandelt. Diese große Auswahl bietet Anlegern zum einen beste Renditechancen, andererseits erschert sie aber auch die Wahl optimal geeigneter Produkte. Findet eine mangelhafte Produktauswahl statt, kann dies für Anleger schnell zu unliebsamen Überraschungen führen - meist in Form hoher Verluste.
Viele Anleger begehen beim Erwerb von Investmentfonds den „klassischen“ Anfängerfehler schlechthin: Sie ziehen im Rahmen ihrer Anlageentscheidung lediglich die bisherige Wertentwicklung der Fonds heran und vergleichen sie miteinander. Diese Orientierung ist nicht grundsätzlich falsch, greift für ein erfolgreiches Investment aber viel zu kurz.
Zwar können aus der relativen Performance eines Fonds zu seiner Vergleichsgruppe durchaus Rückschlüsse auf die Qualität des Fondsmanagements beziehungsweise des Investmentansatzes gezogen werden. Wichtig ist es aber, diese Betrachtung nur als Teil des Gesamtbildes zu sehen. Denn die isolierte Betrachtung dieses Kriteriums bringt erhebliche Gefahren mit sich. Häufig stehen Fonds, die falsch zugeordnet sind, ganz oben in den Bestenlisten. Oft weisen gerade diese Produkte auch besondere Risiken auf, die es für den Investor zu beachten gilt. Das ist auch der Grund dafür, dass die Top-Performer der Vergangenheit häufig die Verlierer der Zukunft sind.
Nicht selten wird auch der Vergleichszeitraum bei dieser Analyse sehr kurz gewählt. Entscheidend ist aber, wie sich ein Fonds über mehrere Wirtschafts- und Börsezyklen hinweg entwickelt hat. Dabei muss wiederum beachtet werden, ob es zwischenzeitlich zu maßgeblichen Änderungen, beispielsweise in der Fondsstrategie oder zu einem Wechsel im Fondsmanagement, gekommen ist - was natürlich die Aussagefähigkeit stark einschränken kann.
Die Historie zeigt, dass es Fonds mit einer ausgewogenen, auch unter Risikoaspekten gut durchdachten Anlagestrategie gibt, die in einzelnen Jahren nie einen absoluten Spitzenplatz innerhalb ihrer Kategorie erreicht haben, aber trotzdem längerfristig zu den ertragsstärksten Produkten zählen.
Anlagehorizont und Anlagestrategie: Ein wesentliches Auswahlkriterium beim Fondserwerb ist die Ausrichtung des Produktes im Hinblick auf die abgedeckte Assetklasse beziehungsweise die Fokussierung auf bestimmte Länder, Regionen, Branchen oder Themen.
Wie sieht es also bezüglich des Einsatzes von Fremdwährungen aus, auf welche Bonitäten wird bei Anleihefonds gesetzt? Darüber hinaus gilt es zu prüfen, mit welchem Investment-Ansatz versucht wird, dieses Ziel zu erreichen, ob zum Beispiel ein quantitativer oder qualitativer Investmentstil vorliegt. Weiterhin sollte abgeklärt werden, ob das Fondsmanagement versucht, einen Markt möglichst exakt nachzubilden (passives Management) oder anstrebt, durch aktive Über- bzw. Untergewichtungen einen Mehrwert zu erzielen. Erst wenn diese Fakten bekannt sind, kann ein geeignetes Produkt gewählt werden - denn wie im realen Leben müssen Anleger und Produkt zusammenpassen.
Für Sie heißt das beim Fondskauf: Käufer sollten den jeweiligen Anlagehorizont, den Investmentstil und auch die einsetzbaren Instrumente eines Fonds wirklich im Detail kennen und verstehen.
Entscheidungsfaktor Risiko: Einen weiteren und sehr wichtigen Faktor stellt das „Risiko“ dar, das für jedes Anlageinstrument gesondert, aber auch im Kontext der Gesamtveranlagungen eines Anlegers zu bewerten ist. Ein Grundsatz der Vermögensanlage ist die Risikostreuung, die darauf abzielt, in einem Depot Klumpenrisiken (zum Beispiel Veranlagungen in gleiche Titel, Emittenten ...) zu vermeiden. Sicherzustellen ist dabei, dass keine überhöhten Einzelrisiken bestehen.
Generell sollte – abgestimmt auf die Bedürfnisse des Anlegers – in einem Wertpapierdepot eine ausgewogene Mischung hinsichtlich Produkte, Länder, Branchen, Schuldner gewählt werden. Auch Fremdwährungskomponenten sind in einem Depot aufgrund des damit verbundenen Wechselkursrisikos genau zu prüfen. Da viele auch auf Euro lautende Investmentfonds einen globalen Ansatz haben und somit auch Wertpapiere im Portfolio halten, die nicht in Euro denominiert sind, kann über diesen Umweg ein Wechselkursrisiko für den Anleger entstehen, das ihm möglicherweise nicht bewusst ist.
Für Sie hießt das beim Fondskauf: Möglischt breitgefächert investieren und währungsgesicherte Fondstranchen erwerben.
Kosten der Fonds: Letztlich zählt für den Anleger, was unter dem Strich herauskommt. Damit ist gemeint, dass nicht nur die Leistung des Fondsmanagements von Relevanz ist, sondern – neben der steuerlichen Komponente – auch die Kosten zu prüfen sind. Hier ist darauf zu achten, wie die Kostenstruktur eines Investments aussieht. Im Fondsbereich ist durch die verpflichtend im vereinfachten Verkaufsprospekt zu publizierende Total Expense Ratio (TER) ein hohes Maß an Transparenz gewährleistet.
Die TER umfasst die laufenden Kosten eines Fonds und beinhaltet beispielsweise die Verwaltungsgebühr, die Kosten für den Wirtschaftsprüfer, Publizitätskosten, Depotbankgebühr. Bei manchen Fonds ist die Höhe der Verwaltungsgebühr an die Performance des Fonds gekoppelt. Dies schafft einerseits einen Anreiz für das Fondsmanagement, besonders hohe Erträge zu erzielen, kann sich andererseits aber auch negativ auf dessen Risikobereitschaft auswirken.
Neben den laufenden Gebühren wird in der Regel beim Fondserwerb ein einmaliger Ausgabeaufschlag verrechnet sowie fallweise eine Rücknahmegebühr beim Verkauf. Während die laufenden Fondsgebühren ohnehin bereits im „erechneten Wert“ eines Fonds und somit in der ausgewiesenen Fondsperformance berücksichtigt sind, ist dies bei den einmal anfallenden Kosten nicht der Fall.
Für Sie heißt das beim Fondskauf: Möglichst mit einem Depot ohne Gebühren handeln und nach Fonds mit geringem Ausgabeaufschlag wählen.