"Die Anleger sind skeptisch, ob das aufkeimende Wirtschaftswachstum nachhaltig ist und haben Angst vor einem Rückfall. Das führte in den vergangenen Wochen zu einer geringeren Risikobereitschaft der Investoren. Die Risikoaversion ist aber kein dauerhafter Trend. Ich rechne damit, dass Anleger in der nächsten Zeit risikoneutral handeln werden, so Jeff Hochman, Leiter der technischen Analyse bei Fidelity Worldwide Investment.
Die Verfassung der US-Wirtschaft und eine mögliche harte Landung der chinesischen Wirtschaft sind die noch ungelösten Fragen, die die Aktienmärkte – auch in den Schwellenländern – in ihrem Aufwärtstrend leicht gebremst haben. Zudem scheint sich abzuzeichnen, dass die US-Notenbank auf weitere quantitative Lockerungsmaßnahmen verzichten wird, worauf Anleger eher verhalten reagierten.
Aktien: Japan überrascht, defensive Sektoren profitieren
Dem rückläufigen Trend der letzten Wochen trotzten die japanischen Aktien, die seit dem vierten Quartal 2011 mit einer ungewöhnlich guten Performance überrascht haben. Ich bin der Meinung, dass der japanische Aktienmarkt diesen Aufwärtskurs durchaus länger halten kann, Voraussetzung dafür ist ein Währungskurs von über 85 Yen pro US-Dollar, so Hochman.
Insgesamt haben die defensiven Sektoren von der risikomeidenden Haltung der Investoren profitiert, während Konsumgüter und Finanztitel etwas geschwächelt haben. Dieser Trend wird sich aber nicht langfristig fortsetzen, denn dafür müsste die Risikoaversion der Anleger für eine lange Zeit bestehen bleiben, und das hält Hochman für unwahrscheinlich.
Gold und Ölpreis mit Potenzial
Nach Spekulationen, dass die US-Notenbank keine zusätzlichen quantitativen Lockerungsmaßnahmen vornehmen wird, fiel der Goldpreis in den letzten Wochen. Trotzdem ist aus technischer Sicht ein konstanter Aufwärtstrend für die Zukunft zu erkennen, der nur durch einen starken Rückgang auf 1.400 bis 1.500 US-Dollar pro Unze gestoppt werden würde.
Die globalen Rohstoffmärkte zeigen sich nach ihrem positiven Auftakt ins Jahr 2012 auch weiterhin von den Bedenken über das weltweite Wirtschaftswachstum eher unbeeindruckt. Sie entwickelten sich in den vergangenen Wochen entweder seitwärts oder erfuhren leichte Korrekturen. Lediglich die Performance der Industrierohstoffe litt unter den neuerlich wenig positiven Produktionszahlen sowohl der chinesischen Wirtschaft als auch teilweise der US-Wirtschaft.
Auch die Ölpreise bewegten sich größtenteils nur seitwärts. Mit großer Sorge wird allerdings ein möglicher Konflikt zwischen dem Iran und Israel beobachtet, der sich signifikant auf die Ölversorgung und den Export auswirken könnte. "Ich erwarte, dass sich die Ölpreise in einer Spanne von 100 und 125 US-Dollar pro Barrel bewegen werden und die Preise demnächst deutlich steigen könnten" meint Hochman.
US-Treasuries wenig attraktiv
"Das Risiko-Ertragsverhältnis von US-Treasuries ist nicht sehr attraktiv – und ich gehe davon aus, dass sie nicht um mehr als 40 bis 50 Basispunkte steigen werden" lautet die Einschätzung Hochmans.
Auch wenn die Zinsen für Staatsanleihen der Peripheriestaaten nicht auf dem Rekordhoch des vergangenen Jahres sind, so zeigt ihr jüngster Anstieg, dass die Eurokrise noch nicht komplett überwunden ist. Krisengeschüttelte Länder wie Spanien sind zu einem harten Sparkurs auf Kosten ihres Wirtschaftswachstums gezwungen, um die Märkte zu beruhigen.