Nach einem 23-prozentigen Kursanstieg seit August deutet beim Gold vieles auf eine gesunde Kurskorrektur. Denn die beiden wichtigsten Argumente für die Goldrally der vergangenen Monate bleiben vorerst gültig. Bislang ist keine nachhaltige Lösung der europäischen Schuldenkrise in Sicht, und der Druck auf die Preise wird weiter wachsen.
Verbraucher spüren das besonders deutlich am Gemüsestand, der Wursttheke oder an der Zapfsäule. Dort, wo sie regelmäßig zur Kasse gebeten werden, fallen die teils dramatischen Preisänderungen – Gemüse verteuerte sich 2010 um bis zu 52 Prozent – besonders stark auf. Das Schweizer Forschungszentrum für Wirtschaftsstatistik in Fribourg berücksichtigt das und gewichtet bei der Berechnung der sogenannten „gefühlten Inflation“ alle Waren nach ihrer Kaufhäufigkeit.
Starke "gefühlte Inflation"
Mit 5,2 Prozent liegt in Deutschland die gefühlte Inflation deutlich höher als die vom Bundesstatistikamt zuletzt veröffentlichten 1,7 Prozent im Dezember 2010. Doch die Beschleunigung des Preisauftriebs ist unbestreitbar. Auch die Europäische Zentralbank (EZB) sieht laut ihrem aktuellen Monatsbericht „Belege für einen kurzfristigen Aufwärtsdruck auf die Inflation, der in erster Linie auf die Energiepreise zurückzuführen ist.“
Steigende Preise alarmieren stets die Europäische Zentralbank. Noch aber halten die Hüter der Geldwertstabilität an ihrer Niedrigzinspolitik fest, mit der die EZB seit der Wirtschafts- und Finanzkrise das instabile Finanzsystem stützt. Außerdem würde die Anhebung des Leitzinses, der seit Mai 2009 historisch niedrige 1,0 Prozent beträgt, die wirtschaftliche Erholung insbesondere der hoch verschuldeten Staaten in der Euro-Zone ernsthaft gefährden. Nun sind die Notenbanker der Geldwertstabilität und nicht dem Wohlergehen einzelner Euro-Mitgliedsstaaten verpflichtet – vielleicht ist aber auch genau das der Grund, warum die Mehrheit des EZB-Rats die Risiken der mittelfristigen Preisentwicklung in Europa weiterhin für ausgeglichen und die Leitzinsen für angemessen hält.
Was Sparer freut, kostet Kreditnehmer Geld. So müssen Eigenheimer mit Finanzierungsbedarf für ein Darlehen mit einer empfehlenswerten Laufzeit von 15 Jahren laut Biallo-Index Baufinanzierung inzwischen durchschnittlich rund 4,30 Prozent zahlen. Und auch für das klassische Darlehen mit zehn Jahren fester Zinsbindung, die durchschnittlich rund 3,80 Prozent kosten, erscheint ein Anstieg über die Marke von vier Prozent nur eine Frage der Zeit.
Denn selbst, wenn die EZB Recht behält und der Inflationsdruck mittelfristig wieder abnehmen sollte: Die erstklassige Verfassung der deutschen Wirtschaft und die damit steigenden Unternehmensgewinne lassen die Risikobereitschaft der Anleger wachsen: Sie setzen verstärkt auf Aktien. Die Kurse der Staatsbonds geraten unter Druck – und im Gegenzug steigen automatisch deren Renditen.
Bei der Wahl ihrer Finanzierungspartners sollten Eigenheimer aber nichts überstürzen und sorgfältig das Gesamtpaket miteinander vergleichen. Wer ein Zehntelprozentpunkt spart, aber in seinem Vertrag zum Beispiel auf flexible Bausteine verzichten muss, finanziert unterm Strich teurer. In der aktuellen Niedrigzinsphase sind eine anfängliche Tilgung von zwei Prozent Pflicht. Außerdem sollten jährliche Sondertilgungen in Höhe von mindestens fünf Prozent der Gesamtschuld ohne Aufschlag möglich sein.