Kreditangebote für Zuwanderer Raiffeisen geht aktiv auf Migranten zu

Menschen mit Migrationshintergrund stellen für Raiffeisen in Wien eine immer wichtigere Zielgruppe dar. Sieht man von Geldinstituten mit klaren ausländischen Wurzeln ab, bearbeitet wohl keine andere Bank das Kundensegment der Zuwanderer derart intensiv wie die Giebelkreuz-Banker. „Über 40 Prozent der Wienerinnen und Wiener haben Migrationshintergrund. Das ist eine Realität in dieser Stadt“, erklärt Georg Kraft-Kinz, Vizechef der Raiffeisen Landesbank NÖ-Wien (RLB NÖ-Wien). Besonders stolz ist Kraft-Kinz darauf, dass Raiffeisen sich nicht nur auf Sprachkenntnisse konzentriert, sondern die Kultur der Migranten in den Blickpunkt rückt. „Es geht weniger um Deutsch oder Türkisch, es geht um die Sprache hinter der Sprache.“ Im Mittelpunkt stünden die „Offenheit für die kulturellen Wurzeln und die Erfahrungen in der Familiengeschichte“ der Zuwanderer. Die RLB NÖ-Wien nimmt derzeit – vom Kernkapital her – unter Österreichs Großbanken den achten Platz ein.

15 Prozent der Zweigstellen mit „Ethnobanking“

In neun Wiener Raiffeisen-Filialen können sich Bürger mit Migrationshintergrund auf Bosnisch, Serbisch oder Kroatisch beraten lassen, in acht Geschäftsstellen kommt man auf Türkisch mit dem Geldinstitut ins Gespräch. Weil in allen Filialen, die Türkisch anbieten, auch die Sprachen Ex-Jugoslawiens gesprochen werden, stehen den Zuwanderern und deren Familien insgesamt „nur“ zehn Zweigstellen zur Verfügung. Somit bearbeiten immerhin rund 15 Prozent der 66 Wiener Filialen der RLB NÖ-Wien unter dem Stichwort „Ethnobanking“ gezielt das Migranten-Kundensegment, mehr als 30 Mitarbeiter sind dabei im Einsatz. Das Engagement von Raiffeisen geht auf das Jahr 2008 zurück, Kunden aus dem Segment zeichnen sich insbesondere durch dichte informelle Netzwerke und eine hohe Weiterempfehlungsbereitschaft aus.

Maßgeschneiderte Hochzeitskredite von Raiffeisen

Neben Foldern und Broschüren in der jeweiligen Landessprache sowie Informationsgesprächen auf Türkisch, Serbisch, Bosnisch und Kroatisch setzen die Giebelkreuz-Banker auf spezielle Angebote wie etwa Hochzeitskredite. Junge Paare brauchen Raiffeisen-NÖ-Wien-Vize Kraft-Kinz zufolge „eine schnelle und kurzfristig verfügbare Finanzierung“. Man habe hier ein maßgeschneidertes Modell für Menschen mit Migrationshintergrund entwickelt. Zudem gebe es ein „tolles Netzwerk mit Hochzeitssalons, Juwelieren und Veranstaltungssälen“, betont der Bank-Manager.

Auch andere österreichische Großbanken interessieren sich für die Zielgruppe Menschen mit Migrationshintergrund. Allerdings nicht mit dem klar kommunizierten „Ethnobanking“-Fokus von Raiffeisen. Die anderen Institute beschränken sich bisher fast immer auf die interne Identifikation von Sprachkenntnissen und Inserate in Zeitschriften, die vorwiegend von Migranten gelesen werden. Überdurchschnittlich gut unterwegs sind im Marktsegment der Zuwanderer freilich Geldinstitute mit starkem Auslandsbezug wie die Denizbank oder die Vakif Bank International.

Fazit: Menschen mit Migrationshintergrund können zweifelsohne vom Spezialangebot von Raiffeisen, das in Wien unter dem Motto „Ethnobanking“ läuft, profitieren. Trotzdem sollten die Kunden Vergleichsangebote anderer Bankinstitute einholen und sich auf Biallo.at über aktuelle Entwicklungen bei Krediten, Girokonten und Sparprodukten informieren.