Kreditrestschuldversicherung notwendig
Ein typisches Beispiel sieht so aus: Eine Wohn-Finanzierung über ein Volumen von 100.000 Euro mit einer Laufzeit von 20 Jahren ist für Bankkunden mit der bestmöglichen Bonität ab einem variablen Zinssatz von 1,6 Prozent zu haben. Dieser nominale Zins entspricht einem effektiven Jahreszins von (unter Einbeziehung aller Spesen und Gebühren) 1,9 Prozent. Insgesamt ist der Hypo Alpe Adria zufolge ein Gesamtbetrag von 118.093,57 Euro zurückzuzahlen, der Kreditnehmer muss verpflichtend eine Kreditrestschuldversicherung abschließen. Die Eintragung ins Grundbuch wiederum schlägt mit 1,2 Prozent des Pfandrechts zu Buche, die Bearbeitungsgebühr kommt auf zwei Prozent, das Schätzen des Objekts kostet einmalig 150 Euro. Für die Kontoführung wird pro Jahr ein Betrag von 50 Euro fällig, was sich über die Laufzeit von 20 Jahren auf 1.000 Euro summiert. Der Rückzahlungsbetrag pro Monat beträgt rund 500 Euro.
Zum Vergleich: Bei der Bawag PSK müssen Bankkunden mit einem variablen Nominalzinssatz von 1,25 Prozent pro Jahr rechnen, bei der Raiffeisen Landesbank NÖ-Wien (RLB NÖ-Wien) mit 1,875 Prozent. Neben der RLB NÖ-Wien verlangen etwa auch die Bank Austria und die Vorarlberger Landes- und Hypothekenbank nominell mehr als die Hypo Alpe Adria: beide derzeit 1,750 Prozent Zinsen p.a.
Der Österreich-Teil der Hypo Alpe Adria wurde im Mai 2013 um 65,5 Millionen Euro an das indische Unternehmen Anadi Financial Holdings verkauft, wobei die übernehmende Firma ihre Wurzeln im Bereich Medizin und Consulting hat. Als Chef der Anandi Financial Holdings agiert der ursprünglich aus Indien stammende Brite Sanjeev Kanoria, der laut eigenen Aussagen den „Charakter einer österreichischen Bank“ erhalten will. Die ausländischen Banktöchter, die vor allem auf dem Gebiet Ex-Jugoslawiens expandiert haben, bleiben vorerst im Eigentum der Republik Österreich. Ein Verkauf der Beteiligungen in Südosteuropa wird jedoch von der EU – genauso wie zuvor beim Österreich-Geschäft der Hypo Alpe Adria – gefordert.
Die - nach Ausbruch der weltweiten Finanzkrise ab 2007 in Schieflage geratene - Hypo Alpe Adria musste vom österreichischen Steuerzahler mit bisher 2,2 Milliarden Euro Staatshilfe aufgefangen werden. Mitte Dezember 2009 stiegen die BayernLB, das Land Kärnten und die Grazer Wechselseitige Versicherung in einem nächtlichen Verhandlungsmarathon mit dem damaligen Finanzminister und Vizekanzler Josef Pröll endgültig aus der Bank aus. Sowohl in Bayern als auch in Österreich sind in Zusammenhang mit der Problem-Bank eine Reihe von Verfahren anhängig, die vollständige Aufarbeitung dürfte noch etliche Jahre dauern.