Alle jammern, dass die Banken bei der Kreditvergabe auf der Bremse stehen. Biallo.at hat mit Erste Bank-Vorstand Thomas Uher über die aktuelle Praxis der Kreditvergabe angesichts der weltweiten Finanzkrise gesprochen.
biallo.at: Das staatliche Bankenhilfspaket der Republik Österreich ist von der EU-Kommission nun akzeptiert worden. Ab wann können Sie jetzt wieder verstärkt Kredite locker machen?
Thomas Uher: Die Erste Bank verfügt über ausreichend Liquidität und vergibt nach wie vor Kredite. In den ersten drei Quartalen 2008 wies die Erste Bank Gruppe sieben Prozent Kreditwachstum aus. "Locker" sind wir in unserer Kreditvergabepolitik aber trotzdem nie gewesen. Zum Maßnahmenpaket: Wir haben noch keine endgültige Entscheidung darüber getroffen, ob wir das Maßnahmenpaket in dieser Form annehmen werden. Es ist jetzt notwendig auf nationaler Ebene mit dem Finanzministerium die Details der Rahmenbedingungen zu verhandeln.
biallo.at: In welchem Ausmaß liegen bei Ihnen noch unerledigte Kreditanträge, da Sie noch das Okay der EU-Kommission für das österreichische Bankenhilfspaket abwarten mussten?
Uher: Es gibt bei uns keine unerledigten Kredite und auch keine längeren Wartezeiten. Wir arbeiten unser Geschäft ganz normal ab.
biallo.at: Wo herrscht bei Ihren Kunden derzeit der größte Bedarf an Krediten?
Uher: Bei den Investitionsfinanzierungen erkennen wir einen merklichen Rückgang. Betriebsmittelkredite werden dagegen normal nachgefragt.
biallo.at: Wie verändern sich die Kreditkonditionen auf Grund der herrschenden Verunsicherung für Ihre Kunden, was Sicherheiten, Zinssätze und Laufzeiten angeht?
Uher: Die Risikoaufschläge machen derzeit die Zinssenkung wett. Derzeit bleiben Kredite also etwa auf gleichem Niveau.
biallo.at: Wird es in nächster Zeit besondere Kreditangebote geben, um das Kreditgeschäft mit günstigen Konditionen zu beleben?
Uher: Nein. Wir merken, dass Unternehmen von sich aus vorsichtiger agieren und Investitionen eher zurückfahren.