Halten private Sparer Italienbonds in ihren Beständen, sind nicht nur Zinszahlungen gefährdet, sondern auch die Rückzahlung des Anlagekapitals. Ein Zahlungsausfall ist heute nicht mehr ausgeschlossen. Wer seine Papiere vorzeitig an der Börse verkaufen möchte, der muss mit Verlusten rechnen. Hier ist Fingerspitzengefühl gefragt, die Entscheidung hängt von der persönlichen Risikobereitschaft ab.
Allerdings besitzen wohl die wenigsten Privatanleger griechische oder italienische Staatsanleihen in ihren Depots. Ein Zahlungsausfall dieser Länder wird sich deshalb eher indirekt auf die eigenen Geldanlagen auswirken. Betroffen dürften vor allem Rentenfonds und Lebensversicherungen sein, denn beide Vermögensarten setzen vorrangig auf Anleihen.
Inhaber von Euro-Rentenfonds sollten prüfen, in welche Anleihen der Fonds investiert ist. Grundsätzlich zählen die Portfolios zwar zu den sicheren Geldanlagen, doch wenn der Fonds eine Vielzahl von Krisenpapieren enthält, sind Kursschwankungen und Wertverluste nicht auszuschließen. Vorausschauende Fondsmanager werden allerdings bestrebt sein, Risikopapiere zu minimieren.
Anders ist die Lage bei Lebensversicherungen: Viele Gesellschaften blicken mit Sorge nach Italien. Denn das Mittelmeerland ist der drittgrößte Anleihemarkt der Welt – und Anleihen sind der Hauptinvestitionsschwerpunkt der Versicherungswirtschaft Eine Pleite Italiens dürfte tiefe Spuren in den Bilanzen vieler Gesellschaften hinterlassen. Wertberichtigungen in den Vermögensbeständen wären eine Folge. Im weiteren Verlauf sind Renditerückgänge bei Lebens- und Rentenpolicen zu befürchten. Da die Gesellschaften eine Vielzahl von Papieren aus unterschiedlichen Ländern im Bestand halten, dürften nach Ansicht von Niels Nauhauser, Finanzexperte bei der Verbraucherzentrale Baden Württemberg, „die kurzfristigen Auswirkungen überschaubar sein“. Zudem verfügt die Versicherungsbranche über eine Auffanggesellschaft namens Protector, mit der sich die Unternehmen im Krisenfall wechselseitig stützen. Versicherte stehen im Ernstfall also nicht mit leeren Händen da. Bestehende Policen vorzeitig kündigen, empfiehlt sich wegen der damit verbundenen Kosten und Kapitalverluste nicht.
Gold glänzt in Krisenzeiten
Verbraucherschützer Nauhauser empfiehlt eine breite Streuung der Geldanlagen auf verschiedene Anlageformen und Länder. Als sichere Geldanlagen kommen zum Beispiel Zinspapiere von Banken und Sparkassen infrage. Auch wenn die Renditen derzeit nicht üppig sind, so ist doch das Anlagekapital über verschiedene Sicherungssysteme garantiert. Bis zu 100.000 Euro betragen inzwischen die staatlichen Garantien innerhalb der Euro-Zone, deutsche Banken und Sparkassen gehen mit eigenen Sicherungseinrichtungen noch darüber hinaus.
Ein bewährter Krisenanker ist Gold. In unsicheren Zeiten setzen Anleger verstärkt auf das Edelmetall, um sich vor Inflation oder einem drohenden Euro-Ausfall zu schützen. Zur Freude der Goldeigentümer steigt der Preis und damit ihre Gewinne. Weiterer Vorteil: Selbst bei einer Währungsreform behält Gold seinen Wert und kann problemlos in die neue Währung umgetauscht werden. Doch Vorsicht: Der Goldpreis unterliegt hoher Spekulation, zudem zahlt Gold keine Zinsen. Sollte es Europa und den USA gelingen, eine überzeugende Antwort auf ihre Schuldenproblematik zu geben, dürften die Preise für das Edelmetall wieder nachgeben. Anleger laufen dann Gefahr, Verluste zu erleiden. Einen Schutzmechanismus für das investierte Geld, wie es Spareinlagen bei Banken oder Investmentfonds bieten, gibt beim Kauf physischen Golds nicht. Es empfiehlt sich daher, nur einen geringen Teil seines Kapitals in das Edelmetall zu investieren.
Sachwerte als Basisinvestment
Anlageberater empfehlen einen Vermögensbestand in Aktien und Aktienfonds zu halten. Aktien zählen zu den Sachwerten, denn das Sachvermögen der Unternehmen, etwa Immobilien, Grundstücke oder Maschinen, bleibt unabhängig von den Geschäften der Aktiengesellschaft oder einer Währungspleite stets erhalten. Die Bewertungen vieler Unternehmen sind derzeit nicht besonders hoch, viele Titel sind unter Kaufaspekten attraktiv bewertet. Allerdings sollte man die jeweilige Branche genau verfolgen. Investitionen in Bank- und Versicherungstitel sind derzeit nicht zu empfehlen.
Wer bereits Aktien besitzt, der sollte besonnen agieren. Panikverkäufe enden oft mit herben Verlusten. Wichtig ist, vorhandene Papiere mit Stopps gegen weitere Verluste zu sichern. Sind Gewinne vorhanden, können diese realisiert werden. Mit Turbulenzen an den Börsen ist zwar weiterhin zu rechnen, ein Totalausfall einer solventen Aktiengesellschaft passiert aber nur im Extremfall. Wichtig ist, den Anlagehorizont nach hinten offen zu halten, um Kursverluste bis zu ihrer Erholung aussitzen zu können.
Vermögensschutz durch Immobilien
Immobilien bieten ebenfalls Vermögensschutz. Der Wert eines Grundstücks oder eines Hauses bemisst sich unabhängig von der geltenden Papierwährung und wird sich bei einem etwaigen Währungsschnitt wieder adäquat zu anderen Vermögenswerten einpendeln. Vorhandene Kreditlasten dürften aber zunächst ohne Abschlag weiter bestehen. Erleichterung für Schuldner wäre in erster Linie durch Geldentwertung bei hohen Inflationsraten in Sicht. Im Krisenfall könnten allerdings höhere Steuern und Abgaben Immobilieneignern schwer auf der Tasche liegen. Volker Beck vom Institut für Vermögensaufbau in München ist nur eingeschränkt optimistisch. „Die Vergangenheit hat gezeigt, dass Hauseigentümer gerade in Krisenzeiten oft über Gebühr zur Kasse gebeten wurden.“ Doch mit dieser Gefahr stehen Immobilieneigner nicht allein. Auch Zinssparer oder Aktienbesitzer könnten im Extremfall über höhere Kapitalertragsteuern zur Sanierung der Staatsfinanzen herangezogen werden.