Lange wurde spekuliert, jetzt ist es amtlich: EZB-Chef Mario Draghi senkt den Leitzins, der nun bei 0,15 Prozent liegt, auf ein Rekordtief.
Der EZB-Leitzins ist seit heute so niedrig wie noch nie. Auch der Einlagenzins erreicht einen historisch geringen Wert, nicht nur das, er fällt sogar mit minus 0,1 Prozent unter null. Damit wird Sparen zum ersten Mal bestraft, was eine Zäsur der Euro-Notenbankpolitik darstellt. Bei Kritikern ist von Enteignung die Rede. Die europäischen Währungshüter führen zwei Gründe ins Feld: Geschäftsbanken sollen dazu verleitet werden, mehr Kapital an Unternehmen zu verleihen. Die Kreditvergabe ist seit über zwei Jahren rückläufig. Die Kreditvergabe ist seit über zwei Jahren negativ, gerade Unternehmen, die im Süden Europas beheimatet sind tun sich schwer an Kredite zu kommen. Kurz gesagt: Das Geld soll zirkulieren und nicht gehortet werden. Darüber hinaus erhoffen sich die Zentralbanker in Frankfurt, dass das billige Geld die Inflationsrate anheizt, um nicht in den Sog einer Deflation zu geraten, die schon in einigen Euroländern um sich greift, etwa in Griechenland und Portugal.
Die EZB-Gewinner
Jubelstimmung in Wien. Der ATX reagiert positiv auf die EZB-Entscheidung. Unternehmen können sich Unternehmen günstig mit Kapital versorgen, zum anderen erhöht sich aus Anlegersicht die Attraktivität der Aktie gegenüber Zinspapieren.
Aktionäre sind aber nicht die einzigen Profiteure. „Das Zinstief sorgt dafür, dass der Eigentumserwerb trotz gestiegener Immobilienpreise erschwinglich bleibt“, sagt Michiel Goris, Vorstandsvorsitzender der Interhyp AG. Die Zinssenkung der Notenbanker sollte also Immobilienkäufern zu Gute kommen, Baugeld könnte sich weiter verbilligen.
Wer verliert durch die EZB-Entscheidung?
Zu den Verlierern der Leitzins- bzw. Einlagenzinssenkung zählen in erster Linie die ohnehin schon leidenden Sparer. Laut Allan Valentiner, Vorstand der AMF Capital AG, ist damit zu rechnen, „dass die Banken diese Kosten an ihre Kunden weitergeben“. Das zeigen auch die Erfahrungen in der Schweiz. Das Nachbarland führte einst ebenfalls einen negativen Einlagenzins ein. Das Ergebnis: Die Sparer zahlten die Rechnung. Umso ist es als von zentraler Bedeutung, die Zinsen für
Tages- und
Festgeld zu prüfen.