Nach den überproportional hohen Nettokäufen im vierten Quartal 2010 kam es zwischen Jänner und März 2011 de facto zu einem Stillstand im Vermögensaufbau der privaten Haushalte.
Gegenüber dem Vorquartal haben Österreichs private Haushalte ihre Nettoinvestitionen in Finanzanlagen auf 2,3 Milliarden Euro mehr als halbiert. Ihnen standen zudem bewertungsbedingte Rückgänge der Wertpapierportfolios in Höhe von 1,1 Milliarden gegenüber. Das Geldvermögen aller privaten Haushalte erhöhte sich daher nur geringfügig auf knapp 462 Milliarden. Auch die Schuldenaufnahme fiel gering aus, die Veränderung des Wechselkurses vom Schweizer Franken zum Euro führte temporär zu einer Reduktion des Volumens der aushaftenden Fremdwährungskredite.
Vorziehkäufe wegen Besteuerung von Kursgewinnen
Die aktuellen Daten aus der Gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsrechnung belegen, dass private Haushalte ihre Finanzinvestitionen im ersten Quartal 2011 wieder deutlich reduzierten und ein Veranlagungsverhalten wie zu Beginn des Vorjahres zeigten. Im vierten Quartal 2010 sorgten die Finanzinvestitionen mit 5,4 Milliarden – nicht zuletzt aufgrund von Vorziehkäufen wegen der bevorstehenden Änderung der Besteuerung von Kursgewinnen auf Aktien – für einen deutlichen Zuwachs im Vermögensaufbau. Dieser war durch steigende Aktienkurse zusätzlich unterstützt worden.
Hingegen betrug der Vermögensaufbau im ersten Quartal 2011 2,3 Milliarden und lag damit auf dem Niveau des Vorjahresquartals. Auch über die letzten vier Quartale kumuliert betrachtet lag das Veranlagungsvolumen in Höhe von rund zwölf Milliarden unter den Jahresergebnissen für 2008 und 2009 und spiegelt das – von Statistik Austria ermittelte – derzeitige Niveau der Sparquote in der Größenordnung von 9,0 Prozent wider.
Treibende Kraft im ersten Quartal 2011 waren die, schon im Vorquartal angestiegenen, Käufe inländischer Bankanleihen in Höhe von 1,1 Milliarden. Private Investoren konzentrierten sich dabei vor allem auf neue Emissionen mit Laufzeiten zwischen zwei und sieben Jahren. Bankwertpapiere waren deutlich beliebter als Einlagen, deren Erhöhung im abgelaufenen Berichtsquartal 0,2 Milliarden ausmachte. Damit setzte sich der seit dem zweiten Halbjahr 2009 beobachtbare Trend des geringeren Interesses an Einlagen im Vermögensaubau weiter fort.
Ein konstant wichtiger Faktor im Vermögensaufbau bleibt hingegen die Erhöhung der Ansprüche aus Lebensversicherungen und auf kapitalgedeckten Pensionskonten bei Pensionskassen. Die Ansprüche stiegen im ersten Quartal 2011 um 0,4 Milliarden bzw. in den letzten vier Quartalen um 2,6 Milliarden.
Geringes Interesse an Aktien und Investmentfonds
So beliebt Aktien und Investmentfonds im vierten Quartal 2010 mit Nettokäufen in der Größenordnung von 2,3 Milliarden waren, so gering war das Interesse an diesen Produkten zwischen Jänner und März 2011. Private Haushalte verkauften per saldo Aktien in Höhe von 0,1 Milliarden, insbesondere inländische Unternehmensaktien standen auf der Verkaufsliste. Knapp die Hälfte des im vierten Quartal 2010 zugekauften Volumens an Investmentzertifikaten wurden in den ersten drei Folgemonaten wieder verkauft (0,5 Milliarden). Abgegeben wurden vor allem Rentenfonds.
Die Kursentwicklung bei verzinslichen Wertpapieren (und zu einem deutlich geringeren Umfang bei börsennotierten Aktien) führte zu einem bewertungsbedingten Rückgang des Wertpapierportefeuilles im Ausmaß von 1,1 Milliarden und machte damit rund die Hälfte der gesamten Nettoinvestitionen im ersten Quartal 2011 aus. Der gesamte Vermögensbestand stieg daher marginal auf rund 462 Milliarden.
Bescheidene Nettoschuldenaufnahme
Verhalten war die Nettoschuldenaufnahme inländischer Haushalte im ersten Quartal 2011 mit einer Ausweitung von 0,2 Milliarden. Nachgefragt wurden dabei vor allem Wohnbau- und Investitionskredite, während Konsumkredite vor dem Hintergrund eines nur moderaten Wachstums der Konsumausgaben per saldo abgebaut wurden. Der temporäre Rückgang des Wechselkurses des Schweizer Franken zu Gunsten des Euros sowie die anhaltenden Tilgungen von Fremdwährungskrediten verringerten den Aushaftungsstand im ersten Quartal um rund zwei Milliarden auf 36,7 Milliarden.
Nach Abzug der Verbindlichkeiten hatten die österreichischen Haushalte Ende März 2011 eine Nettovermögensposition in Höhe von knapp 303 Milliarden.