Stöferle: Gold hat in China eine jahrhundertelange Tradition. Bereits im Jahre 1.024 n.Chr. brachte man in China offizielle, staatliche Banknoten in Umlauf, die durch kaiserliches Gold und Silber gedeckt waren und sich im 12. Jahrhundert als anerkannte und stabile Währung weit über die Landesgrenzen hinweg etablierten. Mao Tse Tung verbot im Jahre 1949 den privaten Goldbesitz, bis 2003 war das Verbot aufrecht. Nicht nur die chinesische Notenbank, sondern auch Privatpersonen befinden sich seitdem auf der Käuferseite und haben den Goldbullenmarkt maßgeblich geprägt. War China 2002 noch für fünf Prozent des gesamten Weltbedarfs an Gold verantwortlich, so sind es heute knapp zwölf Prozent. Mittlerweile wird bereits in Werbespots im öffentlichen Fernsehen empfohlen, physisches Gold und Silber zu kaufen. Die Nachfrage in China liegt derzeit bei lediglich 0,26 Gramm pro Kopf. Innerhalb der letzten fünf Jahre stieg sie im Schnitt um 13 Prozent pro Jahr. In den USA oder Japan liegt der Pro-Kopf Verbrauch bei etwa ein Gramm pro Jahr. Würden die 1,3 Mrd. Chinesen nur ein Gramm Gold kaufen, so wären dies 1.300 Tonnen und mehr als die halbe Jahresproduktion.
Dass China in Zukunft weiter massiv zukaufen wird, steht jedoch fest. Das belegen zahlreiche Aussagen honoriger Repräsentanten der Volksrepublik. Erfahrungsgemäß werden solche Aussagen mit der Staats- und Parteiführung akkordiert. Ji Xianonan, Chef der chinesischen Finanzaufsicht, schlug unlängst vor, dass China’s Goldreserven innerhalb der nächsten 3-5 Jahre auf 6.000 Tonnen gesteigert werden sollten. In den nächsten zehn Jahren wolle man 10.000 Tonnen Gold besitzen. Demnach müsste China bis 2020 jährlich knapp 40 Prozent der Jahresproduktion aufkaufen.
Dies bemerkte auch Cheng Siwei, hochrangiger wirtschafspolitischer Repräsentant der Volksrepublik. “Gold is definitely an alternative, but when we buy, the price goes up. We have to do it carefully so as not stimulate the market…China is buying the dips”39. Diese Aussagen passen in das aktuelle Chartbild von Gold, China kauft antizyklisch in fallenden Phasen. Der Leiter des Wirtschaftsausschusses der KP hat ebenfalls medienwirksam empfohlen, mehr Gold zu kaufen.
Im September 2009 gab China bekannt, die in Yuan denominierten Staatsanleihen nun auch internationalen Investoren anbieten zu wollen. Sollte à la longue die Konvertibilität des Yuan erreicht werden, so wäre dies ein großer Schritt in Richtung neuer Weltleitwährung. Dies zeigt ganz klar, dass sich China währungspolitisch auf die „Post-Dollar“ Ära vorbereitet. Gold spielt in den Planungen eine zentrale Rolle.