Stöferle: Definitiv. Die zahlreichen geopolitischen Risiken sind ein starkes Argument. Die schwelenden Konflikte in Pakistan, Iran, Afghanistan, die Spannungen zwischen Nord- und Südkorea, Terror-Gefahren etc. sprechen für den klassischen sicheren Hafen Gold. Meiner Meinung nach wird die Wahrscheinlichkeit einer Intervention im Iran derzeit unterschätzt. Wenn man sich genauer mit der Thematik beschäftigt, so spricht vieles dafür, dass ein Militärschlag nur noch eine Frage der Zeit ist. Hier sehe ich das größte Risiko.
Biallo.at: Mittlerweile haben auch die Zentralbanken ihr „Verhältnis“ zum Gold überdacht. Positiv, negativ oder schlicht notwendig?
Stöferle: Richtig, 2009 fand eine der dramatischsten Trendwenden der letzten Jahrzehnte statt: Zentralbanken waren erstmals seit 1988 Jahre Nettokäufer von Gold. Insgesamt wurden knapp 400 Tonnen gekauft. Darin sind auch die Käufe Chinas inkludiert. Nachdem Zentralbanken keine Goldhändler sind, sondern langfristig engagierte Investoren, war dies ein klarer Trendbruch. Für 2010 und darüber hinaus gehen wir davon aus, dass sich dieser Trend fortsetzt.
Biallo.at: Welche Bedeutung werden Rohstoffe für Institutionelle Investoren in den kommenden Jahren haben?
Stöferle: Unserer Meinung nach befinden wir uns gerade am Übergang von Phase 2 zu Phase 3. Gold gewinnt als Investment immer mehr an Akzeptanz. Investoren wie Paul Tudor Jones, John Paulson und David Einhorn melden öffentlich Goldkäufe, die Handelsvolumina nehmen zu, zahlreiche neue Produkte werden lanciert. Zudem gewinnt Gold auch in Asset-Allocations institutioneller Investoren immer mehr an Bedeutung. Wir denken, dass das Überschreiten der „magischen“ USD 1.000 bzw. EUR 1.000 je Unze, das Signal für den baldigen Beginn der Trendbeschleunigungsphase bedeutet. Ähnliches war auch beim Überschreiten bei Rohöl bei USD 100 je Barrel der Fall.