Biallo.at: Wie stark werden die Unruhen in arabischen Staaten wie Libyen den Goldpreis Ihrer Einschätzung nach in den kommenden Monaten noch hoch treiben?
Walter K. Eichelburg: Die bisherigen Revolutionen haben nicht viel ausgemacht. Falls jedoch auch Saudi-Arabien oder der Iran drankommen, also die großen Ölproduzenten, dann ist nach verschiedenen Einschätzungen ein Ölpreis von über 300 US-Dollar zu erwarten. Was auch einen massiven Goldpreis-Ausbruch mit sich bringen dürfte. Aber der wirkliche Treiber für den Goldpreis dürfte eher die Gelddruckerei und massive Inflation im Westen, Japan, China, etc. sein.
Biallo.at: Die Schweizer UBS schätzt, dass China heuer bereits 200 Tonnen Gold importiert hat. Rechnen Sie damit, dass China weiterhin so viel Gold importiert und so mit seiner Nachfrage weiter dazu beiträgt, den Goldpreis nach oben zu drücken?
Eichelburg: China hat einige besondere Probleme: eine massive Inflation und enorm faule Kredite bei den Banken. Die Sparguthaben sind auch dort weg. Offensichtlich realisieren das inzwischen die Chinesen und gehen in Gold und Silber. Wenn der richtige Run losgeht, kann auch China allein den Goldpreis in ungeahnte Höhen treiben - die einzelnen Chinesen genauso wie die Zentralbank.
"3,3 Prozent Inflation - das ist absolut lachhaft"
Biallo.at: Die Geldentwertung steigt weiter - im Juni waren es zuletzt 3,3 Prozent. Das Institut für Höhere Studien rechnet für heuer mit einer Geldentwertung von 2,4 Prozent und für das kommende Jahr sogar mit 2,5 Prozent. Das heißt, alle Sparer, die von ihrer Bank für ihre Ersparnisse Sparzinsen unter 2,4 Prozent erhalten, verlieren real bereits Geld. Für Gold gibt es gar keine Zinsen – da können Anleger nur auf Wertsteigerungen hoffen. Ist das für die nächsten zwei, drei Jahre der wichtigste Ausweg für Sparer, der steigenden Geldentwertung zu entkommen?
Eichelburg: 2,4 Prozent - das ist absolut lachhaft. Auf meiner Gold-Website www.hartgeld.com gibt es eine Inflations-Seite. Da werden Leserberichte über Preissteigerungen wiedergegeben. Preiserhöhungen von 20 Prozent sind eher die Untergrenze. Natürlich werden nicht alle Preise angehoben. Aber in der Eurozone dürften wir derzeit durchschnittlich um 10,0 Prozent höhere Preise haben, als vor einem Jahr. Nachdem die Banken derzeit fast keine Zinsen zahlen, ergibt das einen Wertverlust von ca. 10,0 Prozent in einem Jahr. Ewig werden das auch die Sparer nicht tolerieren, dann kommt die Flucht, etwa in Gold.
Gold bezahlt auch keine Zinsen, richtig. Aber es steigt im Preis - vergleichen mit den Papiergeldern, die gegenüber Gold massiv sinken. Sobald angemessene Zinsen bezahlt werden müssen, kracht das System zusammen. Dann braucht man erst recht die Rettungsboote aus Gold.
Biallo.at: Wie groß ist Ihrer Meinung nach die Gefahr, dass der Goldpreis in den nächsten zwölf Monaten wieder kräftig zurückfällt?
Eichelburg: Schon seit Jahren schreiben diverse Analysten und Goldhasser davon, dass der Goldpreis drastisch sinken wird, etwa auf 600 US-Dollar / Feinunze oder gar 250 US-Dollar. Nichts dergleichen passiert. Abgesehen von einigen Rücksetzern um einige Prozent, meist herbeigeführt durch das preisdrückende Goldkartell, steigt der Goldpreis immer weiter. Gold und Silber sind eben in einem Primary Bull Market. Dieser wird solange weitergehen, bis die heutigen Papierwährungen zerstört sind und sich ein neuer Goldstandard etabliert hat.
Eichelburg: Die Lage am Silbermarkt ist derzeit extrem angespannt. Es ist fast nichts mehr da, da jetzt auch das "Big Money" Silber aufkauft. Wir werden vermutlich noch im 1. Quartal 2011 einen Silberpreis von 50 US-Dollar / Feinunze sehen, also wie 1980, als die Hunt-Brüder alles Silber aufkauften. Sobald das Finanzsystem zusammenbricht, ist jeder Gold und auch jeder Silberpreis möglich. Das Gold/Silber Verhältnis wird dann auf ca. 10:1 gehen, derzeit haben wir 40:1.
Biallo.at: Wie sind die Preissteigerungen bei Silber zu erklären? Durch steigenden Bedarf der Industrie, durch Nachfrage nach Schmuck oder einfach durch einen Nachfrageboom als Wertsicherung?
Eichelburg: Wie oben bereits gesagt: das Big Money, also Grossinvestoren, gehen in Silber. Wertmässig gibt es viel weniger Silber als Gold, daher ist der Markt viel enger und kann leichter leergekauft werden, was derzeit geschieht.
Biallo.at: Die Menge an gewonnenem Silber beträgt pro Jahr rund 20.000 Tonnen. Wird sich diese Menge in den kommenden Jahren Ihrer Einschätzung nach eher erhöhen oder sogar verringern?
Eichelburg: Das kann nicht so einfach vorhergesagt werden, da viel Silber als Nebenprodukt bei anderen Förderungen anfällt. Wenn diese zurückgehen, wird auch die Gesamt-Silberförderung sinken.
Biallo.at: Wie groß ist die Gefahr, dass der Silberpreis wieder auf den Tiefstand 2002 von vier US-Dollar pro Feinunze zurückfällt?
Eichelburg: Eher sehen wir 40.000 US-Dollar/ Feinunze Silber als wieder 4,0 US-Dollar. Auch Silber ist wie Gold in einem Primary Bull Market, da ein Geldmetall.
Biallo.at: Silber hat ja im Vergleich zu Gold einen sehr kleinen Stellenwert bei Anlegern – könnte Silber Gold in den kommenden Jahren in seiner Bedeutung für Anleger in den kommenden Jahren übertreffen?
Eichelburg: Wenn die Währungen hyperinflationär zusammenbrechen, dann wird Gold so teuer werden, dass es sich fast niemand mehr leisten kann. Eine Goldunze wird dann so viel kosten wie ein ganzes Kilogramm Gold vor einigen Jahren, also 15000 US-Dollar oder so - falls es dann noch einen Euro geben sollte, was unwahrscheinlich ist. Wenn Silber 1/10 davon kostet, wird es das Rettungsboot des "kleinen Mannes" sein. Silber war immer schon "poor mans gold".
Biallo.at: Die Krise in der arabischen Welt treibt die Preise von Erdöl und Erdölprodukten wieder rasant in die Höhe. Wie hoch wird Ihrer Einschätzung nach der Erdölpreis heuer noch steigen?
Eichelburg: Wie bereits gesagt: das hängt davon ab, ob es auch eine Revolution in wichtigen Ölstaaten wie Saudi-Arabien gibt. Und natürlich, ob der US-Dollar zusammenbricht. Falls der Dollar crasht, gibt es wie für Gold auch bei Öl keine Grenze nach oben.
Biallo.at: Erdölprodukte sind auch der größte Preistreiber wie die Statistik Austria in ihren Inflationsberechnungen immer wieder aufzeigt. Wäre es für Anleger klug gewesen schon vor Jahren ihr Geld in Öl-Werte zu investieren statt in Edelmetalle? Immerhin wird der Energiehunger von Ländern wie China, Indien, Brasilien noch Jahre anhalten. Wo wird der Erdölpreis Ihrer Einschätzung nach Ende dieses Jahres liegen?
Eichelburg: Edelmetalle sind "sicherer" als Öl und andere Rohstoffe, da sie Geld darstellen. Sie sind auch leichter lagerbar. Die Weltwirtschaft ist derzeit durch massive Gelddruckerei extrem aufgeblasen. Wenn die Crashs kommen, wird auch der Ölpreis wieder sinken - zumindest in Relation zu Gold.
Alle Aktien sind derzeit überteuert
Biallo.at: Was halten Sie angesichts steigender Nachfrage nach Energie von Investments in Strom-, Erdgasanbieter oder die Solarstrom-Branche?
Eichelburg: Alle Aktien sind derzeit wegen der niedrigen Zinsen überteuert, auch die Aktien der Energiebranche. Daher werden sie crashen, wenn die Währungen mit hohen Zinsen gegen Gold verteidigt werden müssen - wie in jeder Währungskrise. Diese ganzen "erneuerbaren Energien" kann man ohnehin vergessen, da es sie nur über massive Zwangs-Subventionen durch die Stromkunden gibt. Diese Subventionen werden schon zurückgefahren, da sie immer weniger akzeptiert werden. Das wird dieser Branche den Todesstoss versetzen.
Biallo.at: Wie groß ist Ihrer Meinung nach die Chance, dass Energie in den kommenden Jahren etwa durch stärkeren Wettbewerb, neue Erdölfunde oder Innovationen wieder billiger wird?
Eichelburg: Energie ist im Vergleich zu unseren Einkommen im Westen immer noch recht billig. Man sollte sich etwa die Verhältnisse in den 1950er Jahren ansehen. Unsere Einkommen werden aber sinken. Dann werden auch diese Zwangs-Subventionen für Ökostrom in Frage gestellt werden. Der grösste Preistreiber bei Energie ist eindeutig der Staat.
Biallo.at: Die erschreckenden Umweltkatastrophen der vergangenen Monate führen zu massiven Ernteausfällen gleichzeitig bedeutet der steigende Wohlstand von Ländern wie China mit seiner Milliarden-Bevölkerung auch eine stärkere Nachfrage nach Fleisch, das u.a. mit Hilfe von Getreide erzeugt wird. Das kann ja nur steigende Preise bedeuten. Soll man jetzt über die Börsen in Agrarrohstoffe investieren – immerhin sind die Preisanstiege bei Mais und Weizen in den vergangenen Monaten gewaltig?
Eichelburg: Die Agrarrohstoffe sind massiv gestiegen. Ob sie dies weiter tun werden? Vermutlich ja, aber nicht linear. Wenn man jetzt einsteigt, ist das ein Anfängerfehler und wird vermutlich mit einem ordentlichen Preisrückschlag bezahlt werden müssen. Rohstoffbörsen sind generell nur etwas für Profis. Interessanter und sicherer ist es aber für längerfristige Investoren, Agrarland bei uns zu kaufen, obwohl auch dieses bereits im Preis gestiegen ist. Aber man muss sich dabei auskennen und das nötige Geld haben - das ist eher etwas für Landwirte mit zu viel Geld - nicht für den kleinen Maxi aus der Stadt.
Diplomingenieur Eichelburg ist Informatiker und Investor in Wien. Er beschäftigt sich seit vielen Jahren intensiv mit Investment- und Geldfragen. Er ist Autor zahlreicher Artikel auf dem Finanz- und IT-Sektor.
Seine Gold-Website www.hartgeld.com wurde 2006 gegründet und ist nach eigenen Angaben derzeit das meistgelesene Gold- und Krisen-Webportal im deutschsprachigen Raum. Es befasst sich umfassend mit allen Aspekten der Wirtschafts- und Finanzkrise seit 2007 sowie mit der Geldanlage in Gold/Silber. Hartgeld.com ist ein „News-Aggregator“, der alle wesentlichen Meldungen zu diesem Themenkreis für den Leser leicht auffindbar macht. Das produziert über zwei Millionen Zugriffe pro Monat allein auf die Homepage. Hartgeld.com wird von Walter K. Eichelburg über seine Hartgeld GmbH mit Sitz in Wien betrieben.