Einige Vertreter im EZB-Rat (vor allem die deutschen Mitglieder) sperren sich gegen den Massenkauf von Anleihen, da sie ein Anheizen der Inflation befürchten. Diese Furcht wurzelt in der Hyperinflation der Weimarer Republik in den 1920er-Jahren. Würde die EZB den Weg der quantitativen Lockerung wählen, ließen sich damit die Probleme Europas wahrscheinlich über Nacht lösen. Die Wertpapierkäufe der US-Notenbank Federal Reserve belaufen sich auf ca. zwei Billionen US-Dollar oder 14 Prozent des BIP. Auch die Bank of England hat eigene Staatsanleihen aufgekauft, und zwar im Umfang von 200 Milliarden GBP bzw. 13 Prozent des BIP.
Wendet man diese Größenverhältnisse auf die Eurozone an, die neun Billionen Euro erwirtschaftet, könnte die EZB Staatsanleihen im Wert von 1,2 bis 1,3 Billionen Euro kaufen. Wären allein die Randstaaten Ziel der Käufe, ließen sich mit einer Billion Euro die gesamten ausstehenden Schulden von Irland, Portugal, Griechenland und Spanien (ca. 850 Milliarden Euro) aufkaufen, und es bliebe immer noch genug übrig, um auch einen beträchtlichen Teil der ausstehenden Anleihen Italiens (ca. 1,4 Billionen Euro) zu übernehmen.
Die EZB verfügt über die nötige Feuerkraft, doch das Anwerfen der Notenpresse und die Monetisierung weiterer Schulden würden das politische Establishment in Deutschland erzürnen. Europa hat durchaus Möglichkeiten, die Frage ist nur, ob die politischen Verantwortlichen auch gewillt sind, diese zu ergreifen? "Unserer Meinung nach könnte die EZB ein massives Anleihenkaufprogramm starten", so Scammell. Diesen Weg wird die Europäische Zentralbank aber wohl erst beschreiten, wenn die Renditen von Staatsanleihen aus Randstaaten weiter merklich steigen.