Staatsanleihen galten lange Zeit als sicherer, unerschütterlicher Hafen für die Kapitalanlage, und das bei konstant guten Renditen. Die anhaltende Krise hat diese Annahmen umgestoßen: Während das Wirtschaftswachstum sich in Europa und Amerika immer mehr verlangsamt hat, sind die Staatsschulden im Zuge von teuren Maßnahmen zur Stabilisierung unserer Volkswirtschaften dramatisch angestiegen, so Adam Lessing vom unabhängigen Vermögensverwalter Fidelity Worldwide Investment.
Je tiefer verschuldet ein Staat ist, desto risikoreicher ist es, ihm Geld zu leihen. Die Folge: Er muss höhere Zinsen auf seine Schuldverschreibungen zahlen, um diese überhaupt an die Investoren bringen zu können. Das erleben Griechenland, Portugal, Spanien und Italien gerade. Deutschland, dessen Finanzhaushalt als robust gilt, profitiert dagegen von dem Sicherheitsbedürfnis der Investoren: Ihm leihen Anleger ihr Geld im Vertrauen darauf, dass das Kapital zu hundert Prozent zurückgezahlt wird, kurzfristig sogar zu fast null Prozent Zinsen. Bei einer Inflation von rund zwei Prozent zahlt man also quasi noch Parkgebühren.
Zins-Rekordtief trifft Lebensversicherer besonders hart
Dieses Zins-Rekordtief ist gut für Vater Staat, aber ein echtes Dilemma zum Beispiel für Lebensversicherer. Sie konnten in der Vergangenheit einen Großteil des Geldes ihrer Kunden in der Vergangenheit sicher und mit einem Gewinn abzüglich der Inflation in Staatsanleihen anlegen und sind nun gezwungen, Alternativen zu suchen. Genauso sind auch Privatanleger, die einen Teil ihres Vermögens in Bundesanleihen investieren, betroffen.