Der engste Freund der Kreditnehmer und heimtückischste Feind der Sparer hat für den Augenblick seine Kraft verloren: Die Inflation ist im Juni in Österreich auf Null gesunken. Das ist der niedrigste Wert seit August 1966, wie die Statistik Austria feststellt. Im Mai hatte die Inflationsrate im Jahresvergleich noch 0,3 Prozent betragen, im April waren es 0,7 Prozent gewesen und im März 0,8 Prozent.
In der jüngeren Vergangenheit konnten Kreditnehmer sicher sein, dass die schleichende Geldentwertung die Last ihrer Schulden Monat für Monat spürbar milderte. Im Gegenzug mussten Sparer Monat für Monat schmerzvoll zur Kenntnis nehmen, dass die Inflation ihr angelegtes Kapital systematisch auffraß.
Stillstand bei Geldentwertung
Dieser Prozess ist im Juni zum Stillstand gekommen. So traurig es ist, dass die Ursache für den Stopp der Geldentwertung die aktuelle die Finanz- und Wirtschaftskrise ist und nicht das besondere Geschick der Wirtschaftspolitiker, so erfreulich ist die Lage für alle, die Geld sparen können.
Attraktive Realverzinsung
Das lässt die nahezu täglichen Meldungen von Zinssenkungen für Spareinlagen bei den Banken in ganz anderem Licht erscheinen. Aktuelle Zinssätze von drei Prozent bis 31. Jänner des kommenden Jahres bei der
Porsche Bank in Salzburg oder aktuell zwei Prozent für Spargelder, die zum Beispiel bei der
ING-DiBa Direktbank Austria oder der
Livebank sechs Monate lang gebunden sind, sind angesichts von Null Prozent Inflation genauso attraktiv wie 3,8 Prozent Zinsen noch im März dieses Jahres.