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Angriff der Spekulanten
 
28.11.2010

Angriff der Spekulanten Warum Spanien nicht Griechenland ist

Von Erwin J. Frasl
Unruhe kennzeichnet den Finanzmarkt, was Portugal und Spanien anlangt. Aber Spanien ist nicht Griechenland. In sechs wichtigen Punkten unterscheidet sich Spanien erheblich von den Hellenen.
Angriff der Spekulanten Warum Spanien nicht Griechenland ist

Die Staaten der Eurozone haben mit ihrer Milliarden-Nothilfe für Griechenland einen Damm gebaut, der verhindern soll, dass weitere Länder der Eurozone in den Sog der Spekulanten geraten, die Griechenland und damit den Euro massiv attackiert haben.

Für die Finanzmarkt-Profis der Raiffeisen Zentralbank (RZB) gibt es aber gewichtige Gründe, warum sich die wirtschaftliche Lage in Spanien fundamental von der wirtschaftlichen Situation Griechenlands unterscheidet.

Nummer 1: Die Staatsverschuldung Spaniens ist geringer als die Deutschlands

Laut der jüngster Hochrechnung der EU-Kommission wird die öffentliche Verschuldung in Spanien 2010 mit 64,9 Prozent des Bruttoinlandprodukte (BIP) deutlich niedriger liegen als in Deutschland (78,8 Prozent) oder im EU-Schnitt (84,7 Prozent). Auch gegenüber anderen Währungsräumen wie Großbritannien (79,Prozent) oder den USA (93,6 Prozent) hat Spanien das deutlich tragfähigere Verschuldungsniveau, so die Profis der RZB.

Unbestritten ist das laufende Budgetdefizit Spaniens (auch) heuer mit 9,8 Prozent des BIP sehr hoch. Es liegt damit aber auch nur in einer Liga mit Großbritannien (- 12 Prozent) und den USA (- 10,0 Prozt). Dank des niedrigeren Ausgangsniveaus bei den Staatsschulden dürfte Spanien damit auch noch in einigen Jahren zu den relativ weniger stark verschuldeten
Industrieländern zählen - trotz geringen Wirtschaftswachstums und hohen Budgetdefizits 2010 und 2011.

Nummer 2: Wachstumsschwäche reicht nicht für Staatsbankrott

Unbestritten ist auch, dass die immer noch nicht überstandene Immobilienkrise in Spanien regionale Banken stark belastet und auf Jahre hinaus viel Wirtschaftswachstum kosten wird. Anders als in vielen anderen Ländern (Großbritannien, Irland, USA) war Spaniens Bankensektor in der Krise aber stark genug, um ohne großflächige Banken-Verstaatlichungen (samt Risikoübernahme durch den Staat) auszukommen.

Von dieser Seite dürfte in den kommenden Jahren zwar noch einiges an Belastung auf die öffentlichen Haushalte zukommen, aber auch hier präsentiert sich Spanien nicht schlechter als andere Länder, die derzeit nicht in der Schusslinie stehen. Außerdem kann Spanien auf erfolgreiche Budgetkonsolidierungen in der jüngsten Vergangenheit zurückblicken, so dass die Glaubwürdigkeit in Bezug auf die kommende Budgetkonsolidierung recht hoch ist.

Nummer 3: Private Verschuldung in "normaler Höhe"

Da der Pessimismus gegenüber Spanien mit Bezug auf die Staatsverschuldung offensichtlich mit Fakten nicht zu untermauern ist, wurde zuletzt des öfteren auf die – deutlich höhere – Verschuldung des privaten Sektors hingewiesen, und hier insbesondere auf die Auslandsverschuldung.

Nun ist die Verschuldung des privaten Sektors (Haushalte und Unternehmen) mit 220 Prozent des BIP natürlich deutlich höher als die öffentliche Verschuldung (64,9 Prozent). Das ist aber für Industriestaaten völlig normal. Selbst wenn man in dieser Verschuldungshöhe ein Problem sieht (was es nicht ist, da dem ja auch Vermögenswerte gegenüberstehen), so wären auch nach diesem Kriterium andere Länder weit eher gefährdet als Spanien, liegt doch der vergleichbare Wert zum Beispiel für Großbritannien  bei 234 Prozent des BIP, die Niederlande bei 238 Prozent, Dänemark 264 Prozent und Irland bei 335 Prozet des BIP. Normalerweise misst der Markt diesem Kriterium aber – zu recht – keine große Aussagekraft zu, was die Finanzierbarkeit der Staatsschuld betrifft.

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Nummer 4: Auslandsverschuldung nicht auffällig hoch

Selbst wenn man nur die Verschuldung Spaniens im Ausland betrachtet, so ist das Niveau nicht auffällig: Mit 174 Prozent des BIP liegt der Wert auf ähnlichem Niveau wie für Deutschland (153 Prozet). Wirklich auffällig ist hier eher Großbritannien mit 419 Prozent des BIP.

Nummer 5: Staatsanleihen überwiegend Inlands-finanziert

Ein wichtiges Kriterium für die Finanzierbarkeit hoher Staatsverschuldung ist, inwieweit sich ein Staat im eigenen Land finanzieren kann, bzw. ob er im Umkehrschluss stark von ausländischen Investoren zur Finanzierung seines Staatshaushalts abhängig ist. Nach
diesem Kriterium ist Griechenland sehr verwundbar, wird doch ein großer Teil seiner Staatsanleihen von Ausländern gehalten (im Ausmaß von 99 Prozent des BIP, versus rund 17 Prozent im Inland).

Das erklärt auch zu einem guten Teil, warum die USA (nur 24,7 Prozent der Staatsschuld in Prozent des BIP im Ausland gehalten) bzw. Japan (13,7 Prozent) bisher noch keine größeren Probleme mit der Finanzierung ihrer Staatsschuld hatten. Auch hier zählt Spanien zu den eher solide aufgestellten Ländern, werden doch nur Staatsanleihen im Gegenwert von 26,9 Prozent des BIP im Ausland gehalten (Italien: 56 Prozent).

Aber - gal ob die Fundamentaldaten eines Landes relativ gut oder schlecht sind:
Wenn ein Land wegen - begründeter oder unbegründeter - Sorgen am Markt über längere Zeit keinen Zugang zu neuer Finanzierung hat, um seine alten Schulden zu refinanzieren und zusätzlich dazu auch keine Überbrückungshilfe von EU oder vom Internationalen Währungsfonds (IWF) zu bekommen ist, dann ist eine Restrukturierung, ein Zahlungsausfall seiner Schulden unvermeidbar, egal wie niedrig sein Verschuldungsniveau ist.

Außerdem können noch so gute Fundamentaldaten eines Landes nicht verhindern, dass es zu
einem (weiteren) Abverkauf kommt, und die Risikoaufschläge kurzfristig weiter steigen, wenn die Angst der Investoren weiter steigt. Das gilt leider auch für Spanien.

Derartig gefährliche Marktpaniken können schlimmsten falls nur mehr durch substanzielle Maßnahmen der wirtschaftspolitischen Institutionen gestoppt werden. Im konkreten Fall könnte dies ein Eingreifen der Europäischen Zentralbank (EZB) sein, bevor es zu einem Zahlungsausfall anderer Länder der Eurozone (inklusive Spaniens) kommt.

Nummer 6: Hohe Glaubwürdigkeit Spaniens bei Budgetkonsolidierung

Von dieser Seite dürfte in den kommenden Jahren zwar noch einiges an Belastung auf
die öffentlichen Haushalte zukommen, so die Finanzmarkt-Profis der Raiffeisen Zentralbank, aber auch hier präsentiert sich Spanien nicht schlechter als andere Länder, die derzeit nicht in der Schusslinie stehen. Außerdem kann Spanien auf erfolgreiche Budgetkonsolidierungen in der jüngsten Vergangenheit zurückblicken, so dass die Glaubwürdigkeit in Bezug auf die kommende Budgetkonsolidierung recht hoch ist.

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