Bausparer finanzieren ausschließlich Wohnbau in Österreich
Der Bausparer weiß auch, dass sein Geld nicht nur für ihn arbeitet, sondern dabei auch noch Sinnvolles bewirkt: Jeder gesparte Euro wird, durch Spezialgesetz geregelt, ausschließlich wohnwirtschaftlichen Maßnahmen zugeführt. D.h., dass die Bausparkassen mit den Spargeldern ihrer Kunden ausschließlich Wohnbau in Österreich finanzieren. Und das nicht zu knapp. Denn nicht nur rund eine Million Bausparer werden jährlich neu gewonnen, auch rund 30.000 Darlehensnehmer finden ihren Weg zu den Bausparkassen. Für sie ist die Entscheidung für ein Bauspardarlehen ebenfalls eindeutig und klar zu begründen: Keine andere Finanzierungsform in Österreich bietet als Systemmerkmal eine Zinssatzobergrenze während der gesamten Darlehenslaufzeit und das noch dazu kostenlos.
So gibt es mittlerweile rund 5,2 Millionen Bausparer in Österreich und rund 360.000 Bauspardarlehensnehmer. In Zahlen bedeutet das 19,3 Milliarden Euro Bausparguthaben und 18,7 Milliarden Euro Bauspardarlehen. In den letzten Jahren wurden jeweils pro Jahr rund 3,5 Milliarden Euro neue Darlehen gewährt. Dieses Geld fließt in Wohninvestitionen, wodurch eine hohe inländische Wertschöpfung erzeugt wird.
Das bedeutet natürlich auch, dass durch diese Investitionen Steuern fließen - 20 Prozent Mehrwertsteuer (das sind rund satte 700 Millionen Euro pro Jahr) und durch die Schaffung bzw. Sicherung von Arbeitsplätzen im Bau- und Baunebengewerbe alle damit zusammenhängenden Abgaben wie Lohnsteuer, Sozialversicherungsbeiträge u.s.w. Diesen Vorteil hat der Staat natürlich längst für sich erkannt und genutzt: Indem er über den Umweg einer Prämie für Sparer indirekt Wohnbauförderung und Wirtschaftsförderung und damit eine Erhöhung des Steueraufkommens betreibt.
Soweit doch alles logisch und bestens, oder?
Zumindest bis zum 10.02.2012; an diesem Tag hat die österreichische Bundesregierung ihr - grundsätzlich notwendiges - Paket zur Konsolidierung des Staatshaushalts präsentiert. Manche Inhalte dieses Paktes waren erwartet worden, seien es Ausgabenkürzungen oder Steuererhöhungen. Womit allerdings wohl niemand gerechnet hat, war, dass auch die rund 5,2 Millionen Bausparer und damit auch die 366.000 Darlehensnehmer bzw. solche, die es noch werden möchten, zur Kasse gebeten werden.
Und zwar kräftig, nämlich mit einer Kürzung der ihnen bisher zugegangen Förderung im Ausmaß von 50 Prozent! Damit wird der bislang wunderbar funktionierende Kreislauf zwischen Förderung, Investition und Steueraufkommen und Arbeitsplatzsicherung gestört. Das ist auch aus fiskalpolitischer Sicht kontraproduktiv. Vielleicht kann das jemand erklären. Man muss daher jedenfalls die Bundesregierung fragen: „Warum ausgerechnet Bausparen?“
Zur Aufrechterhaltung dieses Instruments der Wohnbauförderung ist eine ausreichende Bausparprämie notwendig - daher Hände weg von der Kürzung.
Mag. Manfred Ulreich
Mag. Manfred Ulreich ist Mitglied des Vorstandes der Allgemeinen Bausparkasse seit 1997
geb. 1949 in Enzesfeld, Studium der Betriebswirtschaftslehre (BWL), diverse Tätigkeiten in Industriebetrieben und Banken. Die Allgemeine Bausparkasse ist zur Zeit vorsitzführende Bausparkasse des Arbeitsforums Österreichischer Bausparkassen (AÖB). Mitglieder des AÖB sind die vier in Österreich tätigen Bausparkassen: