Seit Jahresbeginn hat die Feinunze Gold nun schon fast 100 Dollar oder 6,5 Prozent verloren, Silber gut vier Dollar oder 14 Prozent. Das ist durchaus noch im Rahmen normaler Korrekturen. Der Goldpreis hat in seiner zehnjährigen Aufschwungsphase schließlich einige starke Verlustphasen von 15 bis 25 Prozent ohne bleibenden Schaden weggesteckt.
Große Hoffnungen der Goldfans richten sich immer noch auf China und Indien mit ihrem angeblich riesigen Edelmetall-Hunger. Aber auch dort setzen hohe Preise der Nachfrage Grenzen. Zumal eines hinzukommt: Die beiden bevölkerungsreichsten Staaten der Erde kämpfen mit Zinserhöhungen gegen die Inflation. Das reizt Anleger zu Zinsanlagen. Und nicht zuletzt sind China und Indien daran interessiert, die Inflationserwartungen im Lande zu brechen. Das wird ihnen kaum gelingen, wenn Gold und Silber als bekannteste Teuerungsbarometer immer mehr kosten. So wie China seine Währung im Griff hat, kann es, wenn es darauf ankommt, auch den Goldpreis maßgeblich beeinflussen.
Die Zeit ist deshalb reif zumindest für eine Fortsetzung des Goldpreisrückgangs bis zu den üblichen Korrekturgrößen von rund 20 Prozent, bei Silber kann es auch deutlich mehr sein. Das aber wird auch nicht blitzschnell erfolgen, sondern - bedingt durch charttechnische Faktoren - unter heftigen Schwankungen. Dann aber wird es erst richtig spannend, dann kommt es nämlich darauf an, ob Europa bis dahin eine tragfähige Lösung des Staatsschuldenproblems zustande bringt - und ob die kurzfristig marktbestimmenden Hedgefonds auf eine Wende bei Gold und Silber wetten. Zuzutrauen ist es ihnen.