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Europa
 
17.07.2011

Ratingagenturen bringen Italien ins Gerede

Im Laufe der letzten Tage ist die Marktstimmung gegenüber Italien stark ins Negative gekippt. Aktuell liegt die Rendite 10-jähriger italienischer Staatsanleihen bei 5,88 Prozent und damit 89 Basispunkte höher als zu Beginn letzter Woche. Direkte Auslöser, die erklären wieso Italien gerade jetzt mit voller Wucht von der Verschuldungskrise erfasst worden ist, lassen sich nur schwer identifizieren – der jüngste Disput innerhalb der italienische Regierung über das neue Sparpaket hat aber sicher nicht zur Stärkung des Vertrauens der Investoren beigetragen.

Italien galt von Beginn der Verschuldungskrise bis jetzt als konservativstes Investment in der Euro-Peripherie. Argumente dafür waren die vergleichweise geringe Neuverschuldung Italiens (2010: 4,6 Prozent des BIP), die starke Investorenbasis im eigenen Land, der bislang stabile Immobilien- und Bankensektor, die geringe Verschuldung des privaten Sektors und die im Vergleich zu den anderen Peripherie-Staaten relativ gute konjunkturelle Lage.

Die nach Griechenland zweithöchste Staatsverschuldung (2010: 119 Prozent BIP) wurde zwar schon immer als Risikofaktor genannt. Angesichts der erheblich größeren Risiken in den anderen Peripherie-Ländern wurde aber die Zahlungsfähigkeit Italiens nicht gleich stark in Frage gestellt.

Staatsschulden als Angriffspunkt

Die im Zuge der jüngsten Zuspitzung der Griechenlandkrise weiter angestiegenen
Finanzierungskosten Italiens haben die hohe Verschuldung Italiens und den damit unmittelbar verbundenen hohen kurzfristigen Refinanzierungsbedarf nun aber endgültig ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt. Allein bis Ende 2011 muss Italien noch 175 Milliarden Euro an fällig werdenden Staatsanleihen refinanzieren, was Italien besonders anfällig für stark steigende Finanzierungskosten macht. Schon jetzt verschlingen die Zinszahlungen Italiens rund zehn Prozent der Staatseinnahmen, weshalb weiter stark steigende Finanzierungskosten die Solvenz des Landes gefährden würde.

Zum Vergleich: Österreich und Deutschland müssen nur 5,5 Prozent ihrer Einnahmen für Zinszahlungen auf die Staatsschuld verwenden Derzeit treibt genau die Sorge vor der langfristigen Zahlungsunfähigkeit Italiens im Falle weiter steigender Finanzierungskosten die Investoren aus den Staatsanleihen des Staates und deren Renditen in die Höhe. Damit erhöht sich wiederum die Wahrscheinlichkeit, dass das gefürchtete Szenario tatsächlich eintritt.

Wie die Negativspirale durchbrochen werden kann

Eine Stimmungswende zugunsten Italiens kann Einschätzung der RZB-Experten nach zum aktuellen Zeitpunkt nur mehr schwer durch Aktionen der italienischen Regierung erreicht werden. Immerhin sorgte auch das vergangene Woche offiziell vorgestellte neue Sanierungspaket, das zwischen 2011 und 2014 Konsolidierungsmaßnahmen im Umfang von 68 Milliarden Euro vorsieht ( etwa 4,3 Prozent des BIP) für keine Stimmungsaufhellung gegenüber Italien.

Im Gegenteil, das Sanierungspaket erntete erhebliche Kritik von Ratingagenturen und
Analysten. Hauptkritikpunkt war berechtigerweise die Tatsache, dass ein Großteil der Konsolidierungsmaßnahmen nicht unmittelbar im Jahr 2011-12 (acht Milliarden Euro), sondern erst 2013-14 (60 Milliarden Euro) umgesetzt werden sollen. Zusätzliche Maßnahmen für 2012 würden die Glaubwürdigkeit des aktuellen Pakets deutlich erhöhen und möglicherweise kurzfristig den Ausverkauf italienischer Staatsanleihen stoppen. Eine nachhaltige Entspannung würden wir uns aktuell aber nicht von zusätzlich vorgestellten Sanierungsmaßnahmen erwarten.

EU-Lösung statt nationale Problembewältigung notwendig

Ähnlich wie zuletzt bei Portugal, würde dann wohl die Sorge vor den negativen Auswirkungen eines drastischen Sparpakets auf das ohnedies chronisch niedrige Wirtschaftswachstums Italiens zum dominierenden Thema werden. Nach Einschätzung der RZB-Experten kann eine Stimmungsaufhellung gegenüber Italien und den übrigen Peripherie-Ländern nur auf Ebene der EU-Politik erreicht werden. So hat erst die uneinheitliche und zögerliche Vorgehensweise der EU-Politik, zuletzt bei der Ausgestaltung der privaten Beteiligung beim neuen Griechenland-Paket, dem Überschwappen der Unsicherheit auf Italien den Weg bereitet.

Ansteckungsgefahr droht

Die Ansteckung Italiens hat nun die Kritiker dieses Vorgehens bestätigt, welche vor dem hohen Risiko der Ansteckung der großen Peripherie-Länder durch eine andauernde Hinhaltetaktik gewarnt haben. Das von Liquiditätsschwierigkeiten Italiens ausgehende systemische Risiko spricht dafür, dass die EU-Politik versuchen wird eine noch stärkere Ansteckung Italiens über weitere Notfallsmaßnahmen einzudämmen. Bis sich die EU-Politik auf glaubwürdige Maßnahmen einigen kann, ist in den kommenden Tagen aber eine weitere Verschärfung der Lage in Italien wahrscheinlich.

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