Auch wenn wir nur knapp unter dem Allzeithoch sind, hat die Stimmung 2012 klar gedreht. War das Sentiment vor Monaten noch himmelhoch jauchzend, so ist es aktuell etwas Ruhe eingekehrt. Bullish Consensus ist lt. Market Vane auf 60 Prozent gefallen, dies bedeutet den tiefsten Stand seit Dezember 2008. Der Hulbert Sentiment-Index ist indes auf 9,2 Prozent gefallen und markiert somit einen Jahrestiefststand. Dies sind klar positiv zu interpretierende Kontraindikatoren.
Betrachten wir die Charttechnik, so relativiert sich das negative Bild rasch. Die 1.700 hat zwar nicht ganz gehalten, der nächste Support liegt im Bereich des 200-Tage-Schnitts bei 1.545 sowie nachfolgend bei 1.510 (250-Tage-Moving Average). Der Goldpreis handelt nun am unteren Bollinger-Band, insofern sollte sich das überverkaufte Szenario bald abbauen. CCI und Williams R zeigen bereits positive Divergenzen, der MACD steht allerdings auf Verkauf. Die Konsolidierungsphase kann noch weitergehen, insb. zumal die Sommermonate eine traditionell schwache Saisonalität ausweisen. Wir würden dies jedoch ganz klar als Kaufgelegenheit interpretieren. September weist die positivste Saisonalität aus, zudem dürfte „quantitative easing pt. 2“ vor der Türe stehen.
Biallo.at: Der Goldpreis konsolidiert aktuell auf hohem Niveau. Welches Kurspotenzial trauen Sie dem Edelmetall auf Jahresfrist dennoch zu?
Stöferle: Mein aktuelles Kursziel lautet USD 1.900 bis Jahresfrist, das mittelfristige Kursziel bleibt ganz klar das inflationsbereinigte Allzeithoch von USD 2.300. Ich denke, dass die positive Saisonalität zur selbsterfüllenden Prophezeiung wird, da sie in den Vorjahren recht verlässlich war. Zudem kann ich mir gut vorstellen, dass die Staats-Schuldenkrise neue Dimensionen erreicht. Stichwort USA.
Biallo.at: Viele Anleger suchen derzeit nach Alternativen. Sind beispielsweise Silber, Aluminium, Kupfer und Zink die richtigen Antworten?
Stöferle: Grundsätzlich covere ich nur Gold und Öl. Ich denke, dass Silber im Rahmen eines Goldbullenmarktes weiter outperformen sollte, zudem ist Silber – neben Gold – seit Jahrtausenden das einzige monetäre Metall. Gold wird beispielsweise im Alten Testament 391 Mal erwähnt, Silber 117 Mal. Und Papiergeld?
„Dr. Copper“ (da Kupfer in sämtlichen Phasen der Wertschöpfungskette benötigt wird, sagt man ihm nach, ein exzellenter Konjunkturindikator zu sein) spricht derzeit ganz klar für eine gelungene Reflationierung. Auch der Ölpreis bereitet sich scheinbar auf einen Ausbruch auf der Oberseite vor.
Biallo.at: Unsere User fragen oft nach dem „richtigen“ Goldinvestment. Welche Anlageform favorisieren Sie derzeit – Goldbarren, Münzen oder Goldfonds respektive Goldaktien?
Stöferle: Natürlich physisches Gold sowie Aktien. Ich denke, dass Goldminenaktien nach wie vor ein Contrarian-Investment sind. Dabei werden nur wenige andere Branchen 2012 und darüber hinaus eine Kombination aus hohem Umsatzwachstum, steigenden Margen und Gewinnwachstum ausweisen können. Der Goldsektor wird definitiv dazu zählen. Darauf basierend haben wir im Vorjahr einen Goldmining-Basket(ISIN: AT0000A0DY51) aufgelegt, der derzeit elf kanadische Aktien enthält. Seit Auflage im Sommer 2009 konnte sich der Basket bereits beinahe verdoppeln, derzeit sind wir gerade dabei, neue Aktien aufzunehmen und die Gewichtungen zu modifizieren. Die Änderungen werden demnächst auf unserer Homepage publiziert.
Biallo.at: Börsennotierte Investments in Gold-Explorer sind eine Möglichkeit, erfolgreich jenseits der Goldpreisentwicklung am derzeitigen Goldhype zu partizipieren. Haben Sie hier Favoriten für unsere Leser?
Stöferle: In unserem Basket befinden sich ausschließlich Mid-Tier-Unternehmen (ab einer Marktkapitalisierung von ca. 400 Mio. CAD und nachgewiesenen Reserven), der Explorer-Bereich ist natürlich deutlich volatiler und riskanter. Auch hier sehe ich derzeit aber wunderschöne Chance/Risikoverhältnisse. Etwa bei Bowmore Exploration, Colombian Mines Corp, Geologix oder Rio Novo.