Kritiker bemängeln jedoch, es wurde mit Draghis Rede nur Zeit gekauft. „Es ist nicht Aufgabe der Zentralbank, höhere Risikoprämien zu verhindern“, so Jürgen Stark, der ehemalige EZB-Chefvolkswirt, gegenüber dem Handelsblatt. „Die Krise entstand auf Grund des vielen billigen Geldes und Herr Draghi bekämpft die Krise mit noch mehr billigem Geld – dies wird niemals funktionieren“, so der Ökonom und Buchautor Matthias Weik im biallo.de-Interview.
Eurokrise: Euro-Südländer stehen vor alten Problemen
Tatsächlich ist die Situation im Euroraum kaum verändert. Die wirtschaftlichen Probleme ein Jahr nach Draghis "Rettungs-Rede" sind nach wie vor größtenteils ungelöst:
Aufflammen der Eurokrise im Herbst 2013
Jürgen Stark, der aus Protest gegen die Anleihekäufe 2011 die EZB verlassen hat, rechnet mit einer Zuspitzung der Euro-Krise im Herbst – nach der Bundestagswahl. Dann werde die EZB zunehmend die Rolle des Staatsfinanziers übernehmen müssen. „Wir sind auf dem Weg in eine Haftungs- und Transferunion“ so Stark gegenüber dem Handelsblatt. Denn die zu Beginn der Währungsunion gelegten roten Linien, wie etwa die Nichtbeistandsklausel („no-bail-out“) zur Förderung der nationalen Haushaltsdisziplin, seien längst hinfällig, so Stark. Einerseits die gemeinsame Haftung der Euroländer für nationale Fehler einzufordern – ohne selbst die Regeln einzuhalten - damit müsse es ein Ende haben so der ehemalige EZB-Chefvolkswirt am Jahrestag der Draghi-Rede.