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Globales Zahlungsmittel
 
30.11.2010

Interview Globales Zahlungsmittel Pick the diamonds or the gold

Von Wolfgang Thomas Walter
Wie und warum wird der Goldpreis gedrückt? Kann Gold alle Krisen überstehen? Und wozu kann man den Rohstoff Gold einsetzen? Roland-Peter Stöferle, Investmentexperte der Erste Bank Austria, gibt Antworten.
Goldpreis Die finale „blow-off“ Phase steht uns noch bevor Finanzportal Biallo.at
Roland-Peter Stöferle, Investmentexperte der Erste Bank Austria

Biallo.at: In Krisenzeiten suchen Anleger die Sicherheit. Sparbücher bringen Zinsen, Aktien locken mit Dividenden. Wo liegt für Sie die Sicherheit bei Gold?

Stöferle: Gold bezahlt keine Zinsen, dies dürfte hinlänglich bekannt sein. Es wurde im Laufe der Jahrhunderte und Jahrtausende aber auch noch nie wertlos. Commodities wie Öl oder
Technologieaktien zahlen auch keine Zinsen bzw. Dividenden, trotzdem hört man dieses
Argument witzigerweise immer nur bei Gold. Geld muss riskiert werden, um einen Zins erwarten zu können. Je riskanter das Investment, desto höher die mögliche Rendite. Im Umkehrschluss würde dies bedeuten, dass Gold geringes Risiko aufweist. Gold ist der einzige Vermögenswert, dem keine Verpflichtung einer Gläubigerbeziehung gegenübersteht. Es ist das einzige staatenunabhängige, international anerkannte Zahlungsmittel und hat jeden Krieg und
Staatsbankrott überlebt.

Es gibt hier auch ein wunderbares Zitat von Richard Russel:

“If I told you I was going to give you a large steel box for your kids, and that box was not to be opened for 50 years, would you rather put three million in cash in that box or three million in diamonds or gold? Me, I’d rather pick the diamonds or the gold. Which would you choose?” Richard Russel

Biallo.at: Viele sprechen derzeit von einer „Goldpreisdrückung“. Mythos, Wahrheit oder beides? Anders gefragt: Wer könnte derzeit Interesse an einem sinkenden Goldpreis haben?

Roland Stöferle: Dass ein steigender Goldpreis nachlassendes Vertrauen in das Finanz- und Währungssystem signalisiert, liegt auf der Hand. Dass daran weder Notenbanken noch Politik Interesse haben, ist ebenso logisch. Insofern sind die Motive für eine Preisdrückung klar und plausibel.

Es ist ein schmaler Grat zwischen Intervention (meist staatlicher bzw. politischer Eingriff) und Manipulation (negative Besetzung im Sinne von „Einflussnahme“). Dass bei Anleihen und Währungen massiv interveniert wird, ist offiziell und legitimiert. Zuletzt bestätigte der deutsche Wirtschaftsminister Rainer Brüderle, dass die Federal Reserve am Währungsmarkt interveniert. Es sei normal und üblich, dass Notenbanken am FX-Market einschreiten, jede Notenbank habe einen Zielkorridor für den Wechselkurs der eigenen Währung. Es wäre also naiv zu glauben, dass dies bei Gold nicht stattfinden würde.

Dass am Goldmarkt interveniert wird, lässt sich auch quantitativ belegen. Dazu habe ich in meinem jüngsten Goldreport zahlreiche Grafiken, die dies schwarz auf weiß belegen. So ist das Intraday-Handelsmuster mehr als offensichtlich. Während der Goldpreis im frühen (asiatischen) Handel tendenziell steigt, bricht er nach dem 1. und dem 2. Fixing in London (zeitgleich mit Handelsbeginn in New York) dramatisch ein, um sich im weiteren Verlauf langsam wieder zu erholen.

Nichtsdestotrotz denke ich, dass die Preisdrückung für Investoren auch seine positiven Seiten hat. Zudem besagt die Dow Theorie, dass der Primärtrend langfristig nicht manipuliert werden kann, da die inhärenten Marktkräfte zu stark sind. Dies sieht man auch ganz klar am langfristigen Chart des Goldpreises.

Biallo.at: Zur Charttechnik: Die wichtige Unterstützung von 1.160 USD hat im Sommer gehalten, jetzt sogar die 1.350 USD Marke -  regiert jetzt der neue Bulle beim Goldpreis - 1.400 USD und mehr 2010?

Stöferle: Definitiv! Der langfristige Chart zeigt einen intakten, langfristigen Bullenmarkt. Der Kurs befindet sich stets am oberen Ende der Bollinger-Bänder, dies zeigt das starke Aufwärtsmomentum des Trends. Der RSI befindet sich stets in der „Bullmarket-Range“, der MACD zeigt Konvergenz. Im Monats-Chart befindet sich der Preis über dem kurz/mittel- und langfristigen Moving Average. Insofern ist der Aufwärtstrend in allen Zeitebenen intakt. Nachdem nun zahlreiche neue Allzeithochs markiert wurden, befindet sich der Goldpreis nun im „uncharted territory“. Das Fibonacci-Projektionslevel (261,8% der letzten Korrektur) ergibt ein Kursziel von USD 1.600.

Die Tatsache, dass Gold während einer so schwachen saisonalen Phase so stark performt, stimmt mich sehr zuversichtlich. Insofern könnte die saisonal positivste Phase ab September eine Phase mit deutlich höherem Momentum einläuten. Die finale „blow-off“ Phase mit parabolischen Steigerungen steht jedenfalls noch bevor. Im Elliott Wave Terminus spricht man von einer „5th wave extension“, die im Rohstoffbereich oft stattfindet. Aus Sentiment-Gesichtspunkten ist diese Phase geprägt von überbordendem Optimismus und „this time it’s different“ Mentalität. Im Zuge dieser abschließenden Trendphase erwarten wir, dass unser Kursziel von USD 2.300 erreicht wird.

Biallo.at: Gold hat nach Meinung vieler „Fans“ das Potential sich im Wert zu verzwanzigfachen. Gibt es beim Goldpreis eigentlich so etwas wie ein Limit nach oben? Und wo sehen Sie dies?

Stöferle: Exzellente Frage. Mein offizielles Kursziel beläuft sich ja auf USD 2.300 je Unze, dies entspricht dem inflationsbereinigten Allzeithoch (wohlgemerkt berechnet mit offiziellen Inflationsdaten). Zur Herleitung eines Kurszieles kann man auch beispielsweise die Staatsverschuldung in Relation zum Goldbestand der jeweiligen Notenbanken setzen und anschließend mit den historischen Ständen vergleichen.

Deutschland (Goldbestand 3.400 Tonnen), Frankreich (2.435 Tonnen) und Italien (2.451 Tonnen) verfügen von den großen Goldhaltern somit ganz klar über die besten Voraussetzungen. In den USA müsste (bei einem Verschuldungsstand von USD 13 Billionen) der Goldpreis auf USD 45.000 je Unze steigen, um die Verschuldung komplett abzudecken. Fairerweise muß man jedoch sagen dass eine 100%ige Golddeckung de facto nie gegeben war. 1915 sowie 1938 lag sie im Hoch (in den USA) bei knapp 55%, Ende der 70er Jahre lag der Deckungsgrad bei 17 %. Derzeit sind 1,8 % der US-Schulden mit Gold gedeckt, allein im Sinne einer Mean Reversion wären deutlich höhere Goldpreise also nur logisch.
 

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Biallo.at: Aktien-Crash 2000: Viele Anleger sind gebrannte Kinder des „Neuen Marktes“. Sehen Sie eine solche Gefahr auch für Gold-Investoren – die berüchtigte Goldblase, die letztendlich platzen könnte?

Stöferle: Ich bekomme ja sehr oft zu hören, dass sich Gold bereits in einer „Bubble“ befinden würde. Die Unterscheidung zwischen einem Bullenmarkt und einer Bubble fällt vielen Marktteilnehmern offenbar schwer. Einige historische Beispiele belegen, dass Gold definitiv keine Bubble ist.

Derzeit beträgt der Wert der US-Goldbestände knapp 1,85 % des US-BIP’s. 1940 lag der Wert bei über 20 %, 1980 bei knapp 7 %. Wenn man nun Gold mit der historischen Geldmenge vergleicht, so erscheint das aktuelle Preisniveau ebenfalls günstig. 1980 war die Geldmenge M1 noch mit knapp 45 % Gold gedeckt, heute sind es knapp 5 %. Dh. es müsste ca. um den Faktor 8,5 steigen. Würde man die MZM-Geldmenge decken, so müsste der Goldpreis auf ca. USD 10.000 klettern. Bei einer Deckung des Geldmengenaggregates M2 mit Gold, müsste der Goldpreis auf knapp USD 30.000 je Unze steigen.

Bei Betrachtung der Fakten, relativiert sich die Panikmache rasch. Derzeit sind knapp 0,8% aller globalen Finanzassets in Gold, Goldaktien und ETF’s investiert. 1932 lag die Allokation bei 20 %, im letzten Bullenmarkt Anfang der 80er Jahre bei 26 %. Würden insgesamt 2% aller Assets in Gold allokiert werden, so würde die zusätzliche Nachfrage ca. 85.000 Tonnen betragen. Dies entspricht der Minenproduktion für knapp 34 Jahre. Zwar ist dies ein reines Zahlenspiel, es zeigt jedoch auf, wie unbegründet der Mythos von einer Gold-Bubble ist. Einer alten Weisheit nach, sieht man spekulative Blasen immer dort, wo man selbst nicht investiert ist.

Ein Blick auf die Marktkapitalisierungen am Aktienmarkt zeigt ähnliches. Derzeit ist der Gold Bugs Index insgesamt mit knapp USD 200 Mrd. bewertet. Im Index sind die 16 größten ungehedgten Gold- und Silberproduzenten inkludiert. Er ist somit für die Industrie sicherlich repräsentativ. Verglichen mit dem S&P 500 ist die Marktkapitalisierung der wichtigsten Gold- und Silberproduzenten winzig, sie beläuft sich (per 20. Mai) auf 1,9 % der gesamten Marktkapitalisierung. Verglichen zu Pharmatiteln sind es knapp 20 %, selbst Exxon Mobil ist um 50 % höher kapitalisiert als alle 16 Aktien aus dem Gold Bugs Index.

Um von einer Bubble sprechen zu können, muss die breite Masse investiert sein. Im Vergleich zur Housing-Bubble oder auch der Internet-Bubble, ist die Beteiligung der Bevölkerung im Goldbereich eher eine diskrete Privatveranstaltung. Oft ist auch zu lesen, dass die TV-Werbungen die zum Verkauf ermutigen, ebenso ein Anzeichen einer Blase sind. Unserer Meinung nach ist genau gegenteiliges der Fall. Im Falle einer Bubble müsste das fernsehende Publikum zu Käufen, nicht zu Verkäufen animiert werden.

Biallo.at: BP wurde zum Symbol einer „Krisenbranche“. Könnte dies allgemein nachhaltige Auswirkungen auf Rohstoffpreise in naher Zukunft haben?

Stöferle: Ich denke dass die Sicherheitsstandards im Ölbereich dramatisch erhöht werden. Ähnliches wird auch in weiterer Folge für praktisch alle Minenbetreiber gelten, Gold natürlich auch. Die Kosten für neue Projekte, sämtliche Versicherungen sowie die behördlichen Genehmigungsverfahren werden ebenfalls vom BP-Desaster beeinflusst werden. Dies wird a la longue Auswirkungen auf das Angebot und somit auch die Rohstoffpreise habe.

Biallo.at: Herr Stöferle, vielen Dank für das Interview.

 

Leserkommentare
Kommentare können sich auf eine ältere Version des Artikels beziehen.
02.09.2010 18:05 Uhr - von webmax
Zahlenspiel -Statistik
Unter 1% Gold bei den Assets im Vergleich zu 20% anno 1940: Dies besagt nur die gewaltige Aufblähung der Geldwerte (Asset-Inflation). Und die wird runtergebrochen, demnächst. Gold bleibt.
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Foto: Roland-Peter Stöferle, Erste Bank Group ID:1038
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