Mehr Eigenkapital bei Großbanken, Steuerkontrolle für Unternehmen, stärkeres Wachstum durch mehr Investitionen: War`s das? Der G20-Gipfel im australischen Brisbane brachte wenig Neues.
Noch ernüchternder ist die Diskussion über die Lage in der Ukraine: Mit der erneuten Verschärfung des Russland/Ukraine-Konflikts rückt eine schnelle und nachhaltige Erholung der europäischen Konjunktur in weite Ferne. Auch Europas größte Volkswirtschaft Deutschland leidet unter den Sanktionen. Unternehmer blicken hier zunehmend skeptischer in die Zukunft.
Zwar legte die Wirtschaft in der Eurozone im dritten Quartal dank der Erholung von Krisenstaaten wie Spanien etwas kräftiger zu als erwartet. Doch das Plus bei der Wirtschaftsleistung im dritten Quartal bleibt mit 0,2 Prozent zum Vorquartal äußerst mager. Und dass ausgerechnet Reformverweigerer Frankreich die Währungsunion mit einem Wachstum von 0,3 Prozent anschiebt, ist kein Grund zur Euphorie. Hohe Arbeitslosigkeit in vielen Euro-Ländern, Sparzwang der Regierungen: Die Konjunkturaussichten bleiben für die Eurozone mau. Banken, Wirtschaftsinstitute oder auch die EU-Kommission selbst korrigieren reihenweise ihre Wachstumsprognosen für 2014 bis 2016 nach unten.
EZB soll es richten und Draghi beruhigt
Nun ist die Europäische Zentralbank (EZB) wieder am Zug. Die Währungshüter sollen es mit ihrer lockeren Geldpolitik richten. EZB-Präsident Mario Draghi ist sich der Lage bewusst – und verabreichte den Investoren an den internationalen Kapitalmärkten im Anschluss an den erfolglosen G20-Gipfel gleich zum Wochenstart eine Beruhigungspille: „Falls sich die bereits beschlossenen Maßnahmen als nicht ausreichend erweisen, wird der geldpolitische Rat einstimmig hinter weiteren Maßnahmen stehen“, sagte Draghi am Montag im Europäischen Parlament. Das beinhaltet auch die politisch wie juristisch umstrittenen Ankäufe von Staatsanleihen.
Doch die Notenbank allein kann die Eurokrise nicht beenden. Geldpolitische Lockerung ist nur dann wirklich effektiv, wenn gleichzeitig notwendige Strukturreformen angepackt und umgesetzt werden. Die Arbeitsmärkte in den wachstumsschwachen Euro-Ländern müssen flexibler, bürokratische Hürden abgebaut werden. Ein Bekenntnis zu Reformen und Haushaltsdisziplin schafft Vertrauen – und ist Voraussetzung für Investitionen und Konsum.
Werden wieder mehr Kredite vergeben?
Die EZB sieht erste Fortschritte bei der Kreditvergabe. Es gebe mittlerweile Hinweise, die deutlich machen, dass die Dynamik bei der Kreditvergabe den Wendepunkt erreicht habe, sagt EZB-Chefvolkswirt Peter Praet. Die Vergabe von Bankkrediten zog im September erneut an. Und bei den allerdings weiterhin rückläufigen Firmenkrediten deutet sich eine Bodenbildung an. Der Kauf von verbrieften Kreditverbriefungen (ABS) oder gedeckten Schuldverschreibungen (Covered Bonds) durch die EZB zeigt offenbar doch etwas Wirkung.
Doch selbst bei einer Normalisierung der Lage wird es noch Monate oder Jahre dauern, bis Europas Wirtschaftskraft nachhaltig wieder auf die Spur kommt.
So lange werden die Zinsen in Österreich im Keller bleiben. Immobilienkäufer oder -besitzer kann das nur freuen!
