Drei von sechs Direktoren der EZB wollen keinen Ankauf von Staatsanleihen durch die Europäische Zentralbank. Bleibt Mario Draghi denoch stur?
Großer Widerstand aus Deutschland
Zu Draghis Widersachern beim Thema Staatsanleihenkauf zählt auch Sabine Lautenschläger. Das dürfte den EZB-Chef aber wenig überraschen: Denn im Nachbarland Deutschland ist der Widerstand gegen ein solches Ankaufprogramm mehr als groß. Auch Bundesbankpräsident Jens Weidmann hält nichts von zusätzlichen Geldspritzen für die Finanzmärkte. Er gehört dem 24-köpfigen EZB-Rat an, der letztlich über die Geldpolitik der Notenbank in der Eurozone entscheidet.
Draghi beeindruckt der Gegenwind im eigenen Haus bislang nicht: Stur steuert der frühere Investmentbanker auf die quantitative Lockerung der Geldpolitik zu, die in den USA, in Großbritannien oder in Japan längst sturmerprobt ist. Eine Meuterei an Bord der EZB muss der Käpt’n vorerst nicht fürchten. Draghi verfügt im EZB-Rat über eine komfortable Mehrheit.
TLTRO-Programm: Zweite Tranche in dieser Woche
Mit besonderem Interesse werden die Investoren an den Kapitalmärkten in dieser Woche die zweite Geldspritze aus dem sogenannten TLTRO-Programm der EZB analysieren. Die Geschäftsbanken in der Eurozone können in einer Auktion billiges Notenbankgeld abrufen, das sie als Kredite an Unternehmen weiterreichen müssen. Die Idee dahinter: Die zu schwache Kreditvergabe insbesondere an Unternehmen in Südeuropa soll angekurbelt werden. Mehr Investitionen schaffen Wachstum und Arbeitsplätze.
Die erste Tranche des Programms blieb aber weit hinter den Erwartungen zurück. Nun muss die zweite Runde erfolgreich verlaufen: Andernfalls darf dieses Instrument der EZB-Geldpolitik getrost als gescheitert verbucht werden. Die Messlatte liegt hoch: Analysten erwarten, dass die Banken 130 Milliarden Euro frisches Geld bei der EZB abrufen. Das wären rund 50 Milliarden Euro mehr als in der ersten Tranche.
Risiko zu scheitern ist groß
Dem EZB-Präsidenten käme das allerdings durchaus entgegen. Gelingt es nicht, mit dem aktuellen Maßnahmenpaket, das neben dem TLTRO-Programm auch den Ankauf von verbrieften Firmenkrediten und europäischen Pfandbriefen beinhaltet, die gefährlich niedrige Inflation in der Eurozone anzuheizen, bliebe am Ende nur noch der Ankauf von Staatsanleihen. Auch EZB-Direktorin Sabine Lautenschläger weiß das – und hat die Tür einen Spalt offen gelassen. Verlangsamt sich die Inflation weiter und drohen gar sinkende Preise, wird auch sie Draghis Plänen zustimmen.
2015 wird die EZB ihren Kurs der ultralockeren Geldpolitik fortsetzen
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