Biallo.at: Wir erleben am Goldmarkt ein kleines Déjà-vu. Genauso wie Ende 2008 verkaufen Anleger im Moment alles, um Liquidität vorzuhalten. Worin sehen Sie den entscheidenden Unterschied in der aktuellen Marktsituation im Vergleich zum Jahr 2008?
Walter K. Eichelburg: ´Tatsächlich war es so, dass das Goldkartell aus Großbanken und Zentralbanken den Kurssturz massiv eingeleitet hat, dann wurde es ein Selbstläufer, da auch die Aktien fielen. Viele Kreditspekulanten haben ihre Margin Calls erhalten und mussten in Panik alles verkaufen, um schnell an Geld zu kommen. Das gab es auch 2008 auf die gleiche Art. 2011 ist die Situation viel schlimmer, eine Systemrettung nicht mehr möglich, da auch die Staaten untergehen. Daher werden die Preise von Gold und Silber bald explodieren, noch viel höher hinauf, als wir schon gesehen haben.
Biallo.at: Zuletzt hat bei allen Rohstoffen und Industriemetallen ein breiter Abverkauf eingesetzt, der auch Gold und Silber mit nach unten gezogen hat. Investoren gehen offenbar von einer markanten kommenden Rezessionsphase aus? Was bedeutet dies für die institutionellen Edelmetallhändler – beispielsweise gerade im Mischfondsbereich?
Walter K. Eichelburg: Alle Rohstoffe kamen auf die gleiche Weise unter Druck. Aber Silber und besonders Gold werden sich in Zukunft viel besser entwickeln, als etwa Kupfer - da sie Geld sind, das frühere und wieder das zukünftige. Industrie-Rohstoffe können jetzt generell nur mehr mit der Geldentwertung steigen. Die vergangene Woche sollte allen Akteuren am Markt zeigen, dass Spekulation auf Kredit sehr gefährlich ist.
Biallo.at: Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel hält weiter am Euro-Rettungsschirm EFSF fest, sie will diesen sogar mit aller Macht erweitern. Neuerdings ist sogar von „geordneten Insolvenzen" im Euroraum die Rede. Wie lange ist eine solche Politik tragbar und wann droht die Hebelwirkung solcher Rettungsmechanismen, die wirtschaftliche Leistungsgrenze Deutschlands und anderer europäischer Kernstaaten zu sprengen?
Walter K. Eichelburg: Die Politiker sind in panischer Angst vor dem Untergang ihres Systems und ihrer Macht. Im Fall von Deutschland ist alles nicht so klar, weil das Land in Wirklichkeit aus dem Euro raus möchte. Daher sind solche Politiker-Aussagen eher als Show zu betrachten.
Diese ganzen Euro-Bailouts kommen jetzt an ihr Ende, die "Rettungsschirme" können eingepackt werden. Denn die Märkte glauben es nicht mehr, auch die Wähler werden überall skeptisch und die Großzahler Deutschland und Frankreich haben gerade von S&P ein Verbot für weitere Bailouts bekommen. Letzte Rettung: Gelddrucken. Aber der Euro ist ohnehin bald Geschichte.
Biallo.at: Noch Mitte September hatten einige Finanzinstitute in Europa die Hoffnung genährt, China könnte Europa aus der Schuldenpatsche helfen. Der chinesische Zentralbankchef Zhou Xiaochuan dürfte diese Hoffnungen am Wochenende allerdings endgültig zerstreut haben. Hat China als Weltkonjunkturlokomotive bereits ausgedient?
Walter K. Eichelburg: "China rettet sich nur selbst" - offizielle chinesische Aussage. Die Rettung durch China war nur ein Wunschtraum der italienischen Regierung, die gerade untergeht. China steht selbst kurz vor einem Monster-Crash.
... ist Informatiker und Investor in Wien. Er beschäftigt sich seit vielen Jahren intensiv mit Investment- und Geldfragen. Er ist Autor zahlreicher Artikel auf dem Finanz- und IT-Sektor.
Seine Gold-Website www.hartgeld.com wurde 2006 gegründet und ist nach eigenen Angaben derzeit das meistgelesene Gold- und Krisen-Webportal im deutschsprachigen Raum. Es befasst sich umfassend mit allen Aspekten der Wirtschafts- und Finanzkrise seit 2007 sowie mit der Geldanlage in Gold/Silber. Hartgeld.com ist ein „News-Aggregator“, der alle wesentlichen Meldungen zu diesem Themenkreis für den Leser leicht auffindbar macht.