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Energieversorgung
 
15.04.2011

Energieversorgung Fukushima ohne Auswirkungen auf Atomsektor

Von Erwin J. Frasl
Umweltkatastrophe in Japan, Libyen-Krieg, Unruhen in Syrien, Yemen, Ägypten und Iran - die Preistreiber für Erdöl. Biallo.at sprach mit Erste Bank-Experte Ronald-Peter Stöferle über die Zukunft von Öl, Gas und alternativen Energieträgern.
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Biallo.at: Gewaltige Erdbeben, Tsunami und drohende Atomkatastrophe erschüttern Japan und die ganze Welt. Dazu kommt die Krise in der arabischen Welt inklusive Bürgerkrieg in Libyen. Wie wird sich das auf den Erdölpreis und andere Energieträger in den kommenden Monaten auswirken?


Ronald-Peter Stöferle: Ich habe ja vor einigen Tagen meinen neuen Ölreport publiziert und einer der Kernaussagen war ganz klar, dass wir damit rechnen, dass sich die politischen Wogen in der MENA-Region (Middle East & North Africa) leider nicht rasch glätten werden. Wir sind der Meinung, dass die schwelenden politischen Risiken im Ölpreis weiterhin zu gering diskontiert werden. Der Iran-Konflikt spitzt sich von Tag zu Tag zu, ebenso die Lage im Yemen, in Syrien, dem Irak bzw. generell im Nahen Osten. Zwar sind die politischen Verhältnisse in Saudi Arabien und den VAE stabiler, dennoch halten wir einen Dominoeffekt für möglich. Die latenten gesellschaftlichen Spannungen - aufgrund hoher Arbeitslosigkeit, politischer Repression, stark gestiegener Lebensmittelpreise und immer größer werdender Einkommensgefälle – sollten nicht unterschätzt werden. Der haussierende Ölpreis verstärkt den Unmut zunehmend und heizt die Teuerung weiter an. Gleiches gilt aber auch für zahlreiche andere Nationen (u.a. China und Indien), wo sich ebenfalls bereits erste Protestbewegungen formieren.

Biallo.at: Erdölprodukte sind auch der größte Preistreiber wie die Statistik Austria in ihren Inflationsberechnungen immer wieder aufzeigt. Wäre es für Anleger klug gewesen schon vor Jahren ihr Geld in Öl-Werte zu investieren statt in Edelmetalle? Immerhin wird der Energiehunger von Ländern wie China, Indien, Brasilien noch Jahre anhalten.

Stöferle: Für mich ist das vielmehr „sowohl als auch“ denn „entweder oder“. Gold war die beste Assetklasse der vergangenen zehn Jahre. In Dollar gemessen konnte Gold seit 2001 jährlich im Schnitt 16,5 Prozent zulegen, auf Euro-Basis waren es 13,5 Prozent. Zwar konnten Kupfer und auch Erdöl ähnlich positive Performances markieren, jedoch waren die Volatilitäten deutlich größer und die Trends erratischer. Seit unserer erstmaligen Empfehlung 2007 bei 650 US-Dollar konnte Gold praktisch jede andere Anlageklasse eindrucksvoll outperformen. Bei Öl sehe ich derzeit überwiegend Aufwärtsrisiken. Selbst wenn der Markt derzeit noch ausreichend versorgt ist, denke ich, dass sich der revolutionäre Flächenbrand weiter ausbreiten wird und den Ölpreis auf neue Höchststände hieven könnte. Aus technischen und taktischen Überlegungen rechnen wir somit mit einer Fortsetzung des Aufwärtstrends zumindest im 1. Halbjahr und halten neue Allzeithochs für möglich. Auf Jahressicht rechnen wir mit einem durchschnittlichen Preis von 124 US-Dollar bei Brent.

Biallo.at: Was halten sie angesichts steigender Nachfrage nach Energie, die durch die Kernkraftwerk-Krise dramatisch verstärkt wird, von Investments in Strom-, Erdgasanbieter oder die Solarstrom-Branche?

Tragödie in Fukushima ohne große Auswirkungen auf den Atomsektor

Stöferle: Ich glaube nicht, dass die Tragödie in Fukushima große Auswirkungen auf den Atomsektor haben wird. Meiner Meinung nach wird Erdgas – und hier insbesondere unkonventionellen Erdgasressourcen – langfristig klar an Bedeutung gewinnen. Nachdem Erdgas aufgrund seiner chemischen Eigenschaften, Erdöl in zahlreichen Einsatzbereichen problemlos substituieren kann, gehen wir davon aus, dass es der am schnellsten wachsende fossile Energieträger sein wird. Insofern gehen wir davon aus, dass es in einer Transitionsphase einen großen Anteil an Erdöl ersetzen wird müssen. Auch im Hinblick auf Umweltverschmutzung sollte Erdgas zukünftig eine größere Rolle spielen, nachdem es deutlich sauberer verbrennt als Kohle und Erdöl. Dies dürfte auch in Hinblick auf CO2-Obergrenzen zusätzliche Unterstützung für Gas bedeuten. Auf Sicht der nächsten 3-5 Jahre erwarten wir Preise im Bereich von mindestens sieben bis zehn US-Dollar, dies sollte attraktive Margen für alternative Erdgasproduzenten gewährleisten. Der Abbau von Schiefergasvorkommen wird in Europa massiv an Bedeutung gewinnen. Insbesondere in Polen und in der Ukraine erwarten wir rege Explorations- und Akquisitionstätigkeiten. Insofern betrachten wir unkonventionelles Gas – und hier insbesondere Shale Gas – als eine der interessantesten Investmentopportunitäten im Energiebereich.

Biallo.at: Wie groß ist Ihrer Meinung nach die Chance, dass Energie in den kommenden Jahren etwa durch stärkeren Wettbewerb, neue Erdölfunde oder Innovationen wieder billiger wird?

Stöferle: Man sagt ja so schön “the cure for high prices is high prices!”, das heisst, vielleicht wäre es langfristig durchaus sinnvoll wenn der Ölpreis für längere Zeit auf hohem Niveau handeln würde. Die seitens der Politik geforderte Investitionsoffensive in Alternativenergien aus August 2008 ist mit fallendem Ölpreis auch wieder recht schnell verstummt. Meiner Meinung nach ist die Incentivierung zum Sprit-Sparen relativ gering. Nach wie vor ist die Subventionierung von Treibstoff in zahlreichen Ländern Usus. So wie überall resultieren daraus ineffiziente Allokation von Ressourcen sowie eine Verzerrung der Marktkräfte und des Wettbewerbs. Zudem werden effizientere Technologien bzw. erneuerbare Energien verhindert, Energieverschwendung wird hingegen subventioniert. Für Importnationen stellen die Subventionen zudem enorme budgetäre Belastungen dar. Die IEA geht davon aus, dass 2009 knapp 130 Milliarden US-Dollar für die Subventionierung fossiler Brennstoffe aufgewendet wurde. Im Rekordjahr 2008 belief sich der Betrag auf 280 Milliarden US-Dollar.

 

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