Geschäfte unter Freunden sind überaus beliebt. Damit die Freundschaft ungetrübt bleibt, sollten Sie auch Freundschaftsangebote mit kühlem Kopf überprüfen.
"Schöne Freundschaften"
Es ist wahr: ich bin bekennender „friend of Merkur“! Und als solcher erhalte ich Vorteile, die nicht jeder bekommt: gerade wieder einen Rabatt-Gutschein für das teure ‚head & shoulder‘-Sortiment. Ganze 25 Prozent kann ich sparen. Aber doch noch schnell für den Preisvergleich beim Hofer vorbeigeschaut: auf den Liter umgerechnet 14,80 Euro kostet das Produkt für gesundes Haar. Teuer – aber dann kann ich ja auch mehr sparen?! Also mit Gutschein los zum nächsten Merkur und auch hier den Literpreis errechnet (Preis je 100 ml * 10): 19,00 Euro. Mit 25 Prozent Rabatt also nur knapp unter dem Dauerpreis vom Hofer? Schöne Freundschaft!
Vorsicht: Lebensversicherung - Was sich als guter Tipp gut anhört, ist nicht immer wirklich gut
Meinen Versicherungsmakler kenne ich schon seit Kindheitstagen. Und jetzt hat er wieder einen guten Tipp für mich: ab dem 1.1.2016 sinkt der gesetzlich maximal zulässige Garantiezins bei klassischen Lebensversicherungen von 1,5 Prozent auf 1,0 Prozent - beides natürlich steuerfrei. Also jetzt noch schnell langfristig den guten Zinssatz sichern als stabile Untergrenze. Bei höheren Marktzinsen gäbe es dann sogar noch mehr.
Hört sich gut an, schnell ein Angebot erstellen lassen vom guten Freund. Die garantierte Ablaufleistung ist angegeben, auch meine monatlichen Zahlungen – aber was ist mein garantierter Gewinn? Also selbst nachgerechnet und die Einzahlungen über die Jahre aufaddiert. Wie kann das sein: die garantierte Ablaufleistung ist trotz 1,5 Prozent steuerfreier und garantierter Verzinsung geringer als Einzahlungen? Ach ja, die Kosten, wird mir auf Nachfrage erklärt. Verzinst wird nur der Sparanteil und der sei nach 20 Prozent Kostenbelastung eben geringer als die Einzahlung. Schöne Freundschaft!
Blindes Vertrauen kann leicht sehr gefährlich werden
In meiner Praxis als gerichtlich zertifizierter Sachverständiger kommt es immer wieder vor: Mandanten, die sich schlecht bis falsch beraten fühlen. Und immer wieder in der Konstellation: Beratung durch einen langjährigen Freund. Oft genug mit dem Hinweis, dieser und oder seine Eltern hätten das Produkt auch gezeichnet, wären zufrieden mit der Performance. Da könne doch nichts schief gehen, hätten sie sich gedacht.
Blindes Vertrauen, so zeigt sich in obigen Beispielen und meiner beruflichen Praxis, kann sehr leicht gefährlich werden. Und zwar unabhängig davon, ob die beratenden Freunde es gut oder böse mit mir meinen. Denn auch diese sind ja nicht vor Fehlern gefeit, haben vielleicht nicht vollständige Informationen vom Anbieter erhalten, …
Was Sie bei guten Tipps unbedingt machen sollten
Also leider doch Zeit aufwenden für die Hinterfragung der Tipps. Dies aber geht oft ganz einfach und zeitsparend mit den Erkenntnissen aus obigen Beispielen:
Angebote vergleichbar machen mit Umrechnung auf die gleiche Packungsgröße, ….
Den Vermögenszuwachs nicht von einer Rendite, sondern ganz primitiv als Differenz zwischen Einsatz und Ergebnis ermitteln – bei mehreren Jahren durch die Anzahl der Jahre geteilt. Und natürlich: Fragen stellen und mit dem Freund bzw. den Freunden diskutieren. Natürlich vor und nicht nach dem Bier, damit die Fragen noch spritziger sein können.