Diese Woche diskutieren die sogenannten „Tauben“ und „Falken“ im Federal Open Market Committee (FOMC) der Fed wieder über den Kurs der wichtigsten und einflussreichsten Notenbank der Welt – man darf gespannt sein.
Tauben und Falken: Zwei Philosophien von Geldpolitik
Wie im politischen System der USA gibt es auch im Offenmarktausschuss im Wesentlichen zwei Lager: Die Tauben plädieren für eine lockere Geldpolitik, um mit angemessen niedrigen Zinsen und – wie seit einigen Jahren – mit dem Ankauf von Staats- und Hypothekenanleihen Impulse für Wachstum und Arbeitsmarkt zu setzen. Falken gelten als Hardliner, die tendenziell für eine straffe Geldpolitik stehen.
Die zunehmend robustere Verfassung der US-Wirtschaft und des Arbeitsmarktes bringen die Fed mehr und mehr unter Zugzwang. Der Einstieg in den Ausstieg aus der ultra-lockeren Geldpolitik ist nahezu vollzogen. Am kommenden Donnerstag wird die Notenbank-Chefin Janet Yellen mit hoher Wahrscheinlich bestätigen, dass die Fed im Oktober US-Staatsanleihen kaufen wird, um in einer vorerst letzten Tranche von 15 Milliarden US-Dollar die Finanzmärkte mit Liquidität zu fluten.
„Considerable time“: Wann kommt die erste Leitzinserhöhung?
Mit dem Ende der quantitativen Lockerung, rückt die Frage nach dem Zeitpunkt der ersten Leitzinserhöhung endgültig in den Vordergrund. Und die Nervosität steigt. Es ist zwar nicht zu erwarten, dass Fed-Präsidentin Yellen in dieser Woche einen konkreten Termin nennen wird. Doch schon die Streichung von zwei Worten in der üblichen Erläuterung der Maßnahmen könnte zu erheblichen Turbulenzen an den internationalen Kapitalmärkten führen: „considerable time“ – bislang formulierte die Fed, dass sie den Leitzins auch nach Ende des Anleihekaufprogramms noch „beträchtliche Zeit“ unverändert belassen werde.
Für eine Justierung in der Kommunikationspolitik sprechen zuletzt sehr beeindruckende Konjunkturdaten, die auf einen sehr robusten Konsum in den USA hindeuten. So legte der Einzelhandelsumsatz im August doppelt so stark zu wie erwartet. Und auch der wichtige Konsumklimaindex der Universität Michigan hat klar positiv überrascht. Zur Einordnung: Das Bruttoinlandsprodukt der USA hängt zu rund 70 Prozent von der Binnenkonjunktur ab.
Auf der anderen Seite haben die Augustzahlen vom amerikanischen Arbeitsmarkt auf der ganzen Linie enttäuscht. Dies belegt die These von Fed-Chefin Janet Yellen, dass trotz der in den vergangenen Monaten deutlich gesunkenen Arbeitslosenquote noch immer eine erhebliche Unterauslastung am Arbeitsmarkt besteht. Grund genug für Yellen, ihre aktuelle Geldpolitik konsequent fortzusetzen.
Zinsanstieg in den USA könnte EZB gefallen
Denn Anleger würden verstärkt Kapital aus Europa abziehen und in den USA investieren. Die Dollar-Nachfrage steigt, der Eurokurs sinkt. Genau das ist ein Ziel der EZB, die zuletzt überraschend die Leitzinsen gesenkt und ein Ankaufprogramm für Unternehmenskredite beschlossen hat. Eine Euro-Abwertung würde die internationale Wettbewerbsfähigkeit europäischer Firmen verbessern und die Inflation in der Eurozone wie gewünscht beschleunigen.
Eine Stabilisierung der Konjunkturerholung und steigende Inflationserwartungen führen allerdings mittelfristig zum Anstieg der Kapitalmarktzinsen in Europa. Bis dahin bleiben auch in Österreich Spareinlagen renditeschwach und Konsumentenkredite historisch günstig.