Auf der Krim droht die Lage zu eskalieren, an den Finanzmärkten flüchten die Anleger in die „sicheren Häfen“: Gold feiert als klassische Krisenwährung ein Comeback und klettert auf den höchsten Stand seit vier Monaten.
Der Rubel stürzt ab, Euro, Yen und US-Dollar sind gefragt. Die Kurse von Aktien und riskanten Staatsanleihen insbesondere aus Osteuropa geraten mächtig unter Druck, Papiere mit höchster Bonität profitieren. Das Verhaltensmuster der Anleger ist typisch für Krisenzeiten.
Für die Europäische Zentralbank (EZB) könnten die Auseinandersetzung zwischen der Ukraine und Russland und die daraus resultierenden Marktturbulenzen der letzte Auslöser für eine zusätzliche Lockerung der Geldpolitik sein. Schon im Februar hatte eine Reihe von Analysten auf eine Leitzinssenkung oder die Ankündigung sogenannter quantitativer Maßnahmen gedrängt. Der Ankauf von Staatsanleihen, wie sie etwa die amerikanische oder japanische Notenbank in großem Stil betreiben, ist in der Eurozone auch juristisch stark umstritten.
Vor einem Monat warteten Europas Währungshüter aber noch ab. Sie wollten zusätzliche Finanzmarktdaten sammeln, bevor sie den nächsten Pfeil aus ihrem geldpolitischen Köcher ziehen. Derzeit überprüft die EZB etwa die Qualität der Assets in den Bilanzen der europäischen Banken und führt einen umfassenden Stresstest durch. Dieser Prozess wird aber noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Kurzfristig stehen Daten zur Inflations- und Wachstumsentwicklung auf dem Prüfstand und dürften intensiv auf der anstehenden EZB-Ratssitzung diskutiert werden.
Aktuell rechnet die Europäische Zentralbank mit einer längeren Inflationsschwäche. Die Befürchtung, dass die Preise in eine Abwärtsspirale geraten und zu einer Gefahr für die Konjunkturerholung in der Eurozone werden könnten, teilen die Notenbanker bislang aber mehrheitlich nicht. Dennoch spricht vieles für ein Eingreifen der EZB.
Mittelfristig würde dies das Vertrauen in die Eurozone und die Notenbank weiter stärken – und zu einer höheren Risikobereitschaft der Anleger führen. Kurzfristig dürften die Märkte im Bann des Konflikts zwischen der Ukraine und dem Westen auf der einen und Russland auf der anderen Seite bleiben. Sicherheit bleibt Trumpf – davon profitieren wieder solvente Schuldner. So sollten Eigenheimer mit Kapitalbedarf das Geld für die eigene Immobilie in den kommenden Tagen und Wochen noch günstiger als ohnehin schon bekommen.