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Interview mit Lars Reiner
 
01.10.2015

Interview mit Lars Reiner FinTech-Startups – neue Chancen für Anleger

Von Tatjana Viaplana
Worum geht es beim neuen FinTech-Trend? Biallo spricht mit FinTech-Gründer Lars Reiner.
Interview mit Lars Reiner FinTech-Startups – neue Chancen für Anleger
Lars Reiner, FinTech-Gründer von Ginmon GmbH
Biallo: Was bedeutet FinTech?

Reiner: FinTech ist eine junge Dienstleistungsbranche im Finanzsektor. Der Name ist ein Kunstwort aus den Begriffen Finanzen und Technologie. Im Gegensatz zu etablierten Banken stehen dabei vor allem kundenorientierte Produktlösungen im Vordergrund. Außerdem bieten FinTech-Unternehmen durch moderne Technologie und einen hohen Automatisierungsgrad eine kostengünstige Alternative zu vielen Banklösungen. Die FinTech-Branche arbeitet zwar meist mit Banken zusammen, fördert aber gleichzeitig den Wettbewerb zu diesen.

Biallo: Bisher waren Banken ja die Hauptdienstleister im Finanzbereich. Wie unterschieden sich FinTech -Unternehmen von Banken?

Reiner: Banken vertreiben häufig Standartprodukte. Gerade das Angebot für Privatkunden ist dabei starr und rigide und häufig auch recht teuer. Der Kundennutzen steht hier nicht immer im Zentrum des Interesses, das zeigt sich beispielsweise daran, dass viele Informationen – insbesondere über die Kosten und Risiken von bestimmten Anlageprodukten – verschleiert wurden und auch teilweise noch werden. Diese mangelnde Transparenz und Kundenorientierung ist eine Marktlücke, die von der FinTech -Branche nun genutzt wird. Die Unterschiede liegen für mich also hauptsächlich in der Qualität, dem Preis sowie dem Vertriebskanal, der sich meist auf den direkten Onlinekanal beschränkt.

Biallo: Wenn Banken unvorteilhafte Produkte anbieten, wie konnten sie ihre Marktmacht dann so lange halten? Hat die Logik des Wettbewerbes hier versagt? Oder anders gefragt: Warum entstehen die FinTech -Startups erst jetzt?

Reiner:
Dabei spielen mehrere Faktoren eine Rolle: Zum einen hat die vergangene Finanzkrise das Vertrauen der Verbraucherinnen und Verbraucher in das Finanzsystem – und speziell in Banken – stark erschüttert. Viele Menschen verloren trotz persönlicher Beratung bei ihrer Hausbank Sparguthaben, die etwa für die Altersvorsorge gedacht waren. Das tut besonders weh. Die Verbraucher haben gesehen, dass der Bankberater eben kein Berater ist, sondern vielmehr ein Verkäufer, der je nach Provision auch häufig teure und unpassende Produkte vermittelt. Kunden suchen nun vermehrt auch online nach Alternativen und unabhängiger Beratung. Zudem sind Sie auch eher bereit, den Anbieter zu wechseln als dies noch vor einigen Jahren der Fall war. Diese erhöhte Wechselbereitschaft ist wichtig für die Öffnung des Marktes. Zudem sind auch die Kosten für einen Wechsel durch das digitale Angebot gesunken. So hat die BaFin zum Beispiel erst im Jahr 2014 die Videoidentifikation für die Eröffnung von Konten ohne den Gang zur Postfiliale erlaubt.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist der steigende Wunsch nach digitalen Lösungen für Anwendungen im Finanzbereich. Das zeigt sich unter anderem daran, dass inzwischen über 50 Prozent der Nutzer ihre Bankgeschäfte per Online-Banking erledigen. Die Direktbanken, die oft Online-Ableger klassischer Finanzinstitute sind, gehen bereits auf diesen Trend ein und bieten den Kundinnen und Kunden Finanz-Apps und Online-Konten zu geringeren Gebühren an, bleiben jedoch meist bei den Standartprodukten. FinTech-Unternehmen sind auf diese Nachfrage im Finanzsektor spezialisiert. Sie bieten mobile und moderne technische Lösungen und erweitern zugleich das Produktspektrum, zum Beispiel durch Finanzprodukte.

Zusammenfassend profitiert der neue Markt demnach vom gestiegenen Misstrauen gegenüber den Banken und der daraus resultierenden gestiegenen Wechselbereitschaft, den gesunkenen Wechselkosten, sowie dem Wunsch nach Digitalisierung.

Biallo: Können Sie mir drei Beispiele für FinTech-Unternehmen nennen und welchen neuen Kundennutzen und technischen Fortschritt diese jeweils bieten?

Reiner: Es gibt natürlich bereits eine Vielzahl an FinTech-Firmen am Markt. Mir fallen da beispielsweise Number26, Transferwise und IDnow ein. Number26 bietet ein Girokonto, das sehr gute Konditionen mit einer intuitiven Mobile-App kombiniert. Transferwise hat eine schlaue Technologie entwickelt um kostengünstige Auslandsüberweisungen zu ermöglichen. Und IDnow bietet mit der Videolegitimation als Alternative zum PostIDENT überhaupt erst den einfachen Zugang zu den FinTech-Unternehmen, indem es eine Kontoeröffnung in zehn Minuten und ohne Gang zur Post ermöglicht.
Biallo: Sinkende Kosten sind bei Verbrauchern ja immer willkommen. Dennoch fragen unsere Leserinnen und Leser auch nach den sozialen Auswirkungen. Wenn die Digitalisierung für die geringeren Kosten verantwortlich ist, bedeutet dies, dass hier Arbeitsplätze von Technik verdrängt werden?

Reiner: Natürlich verändern sich die Arbeitsplätze mit der Digitalisierung von bestimmten Prozessen, aber es entstehen auch viele neue Tätigkeitsbereiche. Allein die gesamte technische Entwicklung und Betreuung erfordert qualifizierte Mitarbeiterinnen. Hinzu kommt auch viel Servicepersonal für eine individuelle Betreuung, welches beispielsweise bei Ginmon auch langfristig in Deutschland sitzen soll.
Die Kostenvorteile für den Kunden entstehen darüber hinaus nicht alleine durch die Einsparung von Arbeitskraft. Oft entstehen die geringeren Kosten auch durch das Produktdesign. Ich kann das am Beispiel von Ginmon erläutern: Die klassischen Investmentfonds von Banken werden durch Fondsmanager und ihre Research-Abteilungen verwaltet. Studien zeigen, dass diese trotz hoher Kosten langfristig keine höhere Rendite gegenüber der durchschnittlichen Marktrendite erzielen. Ginmon arbeitet daher komplett ohne Fondsmanager und nutzt stattdessen eine Indexfonds-basierte Anlagestrategie. Damit sind Anleger bei Ginmon über ETFs und Indexfonds direkt – ohne Mittelsmann – am weltweiten Produktivkapital beteiligt.

Biallo: Bleiben wir kurz beim Beispiel Ginmon und Produktgestaltung. Sie sind ja einer der Gründer dieses FinTech-Startups. Wie funktioniert die Geldanlage bei Ginmon?

Reiner: Bei Ginmon kann der Kunde seine Geldanlage online und ohne vorheriges Finanzwissen selbst planen. Hierzu stellen wir zunächst sieben kurze Fragen, die den Kunden bezüglich des Anlegertyps, also dem idealen Verhältnis aus Rendite und Wertschwankungen, einordnen. Der Kunde kann dann seine weltweit gestreute Geldanlage mit wenigen Klicks selbst gestalten. Hierzu gibt die Kundin die gewünschte einmalige Anlagesumme und die monatliche Sparrate an. Das Konto ist dann in wenigen Minuten eröffnet. Durch eine regelmäßige Pflege des Portfolios, sogenanntes Rebalancing, stellen wir sicher, dass die gewählte Strategie auch langfristig beibehalten wird. Die Kundin muss sich dabei um nichts mehr kümmern.

Biallo: Auf Ihrer Homepage steht, dass Sie eine „wissenschaftlich fundierte Anlagestrategie“ betreiben. Das klingt für mich wie ein System fürs Casino – was bedeutet das genau?

Reiner: Eine ähnliche Fragestellung ist mir bereits im Studium auch gekommen und daraus ist auch die Geschäftsidee für Ginmon gewachsen. Unsere Anlagestrategie beruht auf zwei wesentlichen Erkenntnissen der Finanzwissenschaft. Erstens, die Effizienz der Kapitalmärkte: Das heißt, dass die Aktienkurse, die wir beobachten, bestmöglich den realen Wert der Unternehmen widerspiegeln. Zweitens, dass der Weltmarkt wesentlich krisensicherer ist als ein nationaler Finanzmarkt. Deshalb beschäftigen wir uns nicht mit dem Kauf einzelner Aktien sondern streuen unser Portfolio direkt über den gesamten Weltmarkt. Für die theoretische Grundlage unserer Anlagestrategie hat Prof. Eugene Fama 2013 übrigens den Wirtschaftsnobelpreis erhalten.
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Biallo: Viele FinTech -Unternehmen versprechen ja deutlich bessere Renditechancen als die herkömmlichen Anlageprodukte. Ich muss bei diesen neuen Geschäftsmodellen, die wie Pilze aus dem Boden schießen und eine sichere und noch nie erlebte Rendite garantieren, stark an den Boom des Silikon Valley und den Absturz der vorher hoch gelobten New Economy denken. Handelt es sich bei der FinTech -Branche vielleicht auch nur um Eintagsfliegen?

Reiner: Startups sind junge Unternehmen mit innovativen Ideen, und als solche leider nicht immer erfolgreich. Manche FinTech -Unternehmen werden ihre Pforten auch wieder schließen müssen. Kunden sollten daher darauf achten, wie ihr Geld wirklich angelegt wird.

Biallo: Was passiert mit meinem Geld, wenn das FinTech, in das ich vertraut habe, insolvent geht?

Reiner: Das kommt auf das Modell der Geldanlage an. Für uns hat das Thema Sicherheit höchste Priorität. Daher sichert Ginmon das Geld der Kunden auf zwei Arten ab. Zum einen unterliegt das Verrechnungskonto bei unserer Partnerbank der deutschen Einlagensicherung. Zum anderen gilt das investierte Geld als Sondervermögen und ist damit sowohl bei einer Insolvenz von Ginmon oder auch unserer Partnerbank vor fremdem Zugriff geschützt. Die Geldanlage kann im Ernstfall also einfach auf eine andere Bank übertragen werden.

Biallo: Noch eine abschließende Frage: Ginmon behauptet ja, eine moderne Geldanlage anzubieten. Für mich bedeutet modern auch immer menschenwürdig und nachhaltig – Stichwort Corporate Social Responsibility. Legt Ginmon bei seiner Anlagestrategie auch Wert auf Menschenrechte und Umweltverträglichkeit, etwa durch eine Blacklist ausgeschlossener Unternehmen?

Reiner: Statt einer Blacklist sehen wir bei Ginmon den Markt selbst als besten Treiber für das Thema Nachhaltigkeit. Am aktuellen Beispiel des Abgasskandals bei Volkswagen lässt sich sehr gut verdeutlichen, wie der Markt moralisch bedenkliche Handlungen eines Unternehmens auch faktisch durch einen Verlust von etwa 40 Prozent des Börsenwertes abstraft. In unserer Anlagestrategie verliert Volkswagen damit automatisch auch an Gewicht. Auf der anderen Seite legt beispielsweise Tesla als moderner Elektroauto-Hersteller von der Gewichtung im Portfolio stetig zu. So ist das Investment unserer Kundinnen rentabel, aber eben auch – in bestimmten Bereichen – sozial verträglich, investiert.
Zur Person: Lars Reiner
Vor der Gründung der Ginmon GmbH war Lars Reiner mehrere Jahre im Investmentbanking und der Managementberatung bei der Deutschen Bank AG tätig. Sein Wunsch, Privatanlegern eine transparente und kostengünstige Alternative für Ihre Geldanlage zu bieten, bewogen ihn dazu, seinen gut bezahlten Job an den Nagel zu hängen und sich mit seinen Mitgründern in die Selbstständigkeit zu stürzen. Das Thema Geldanlage bewegt ihn dabei bereits seit seiner Zeit an der Goethe-Universität Frankfurt a.M.. Dort war er als Vorstandsvorsitzender des Goethe Investment Fund e.V. mit der Ausarbeitung von Anlagestrategien für das Stiftungsvermögen der Universität betraut. Bereits damals arbeitete er auf Basis einer wissenschaftlichen Anlagestratege, wie sie heute mit Ginmon einer breiten Kundschaft zur Verfügung steht.
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