Rund die Hälfte der vom heimischen Marktführer Santander Consumer Bank vergebenen Bank-Kredite wäre ohne Händler-Finanzierung nicht gekauft worden.
In den Zeiten des Schillings hatten Händlerkredite nicht wirklich den besten Ruf. Sie galten als überteuert, als Unterschichtphänomen und nur wer sonst nirgendwo einen Kredit bekäme, schien darauf zurückzugreifen. Tatsächlich zeichneten sich die Angebote damals nicht durch übermäßige Transparenz, sondern durch hohe Zinsen und noch höhere Nebenkosten aus, weshalb die Anbieter durchaus auch etwas höhere Ausfallsquoten in kauf nahmen. Das hat sich inzwischen geändert.
Mittlerweile werden bei rund 80 Prozent aller Einkäufe auf Teilzahlungsbasis gar keine Zinsen mehr verlangt, während die Ausfallquote im Promill-Bereich liege. Das sagt Olaf Peter Poenisch, der Chef der Santander Consumer Bank, die mit 95 Prozent der österreichischen Handelsunternehmen kooperiert, die ihren Kunden Ratenkäufe anbieten. Die ursprünglich spanische Bank Santander ist die größte Bank Europas, deren mit einer österreichischen Banklizenz ausgestattete Österreich-Tochter inzwischen mit 1.380 Händlern zusammenarbeitet. Dazu zählen unter anderem alle großen Elektro- und Möbelhändler und Baumärkte, wobei in Österreich alleine Ikea noch eine eigene Finanzierungsabteilung betreibt.
Händlerfinanzierung ist „In der Mitte der Gesellschaft angelangt“
Laut Santander-Vertriebsdirektor Markus Gerstberger sei diese Finanzierungsform jedenfalls „in der Mitte der Gesellschft angekommen". Alle Alters-, Berufs- und Einkommensgruppen würden die Möglichkeit zur Teilzahlung nutzen. Wobei eine Umfrage des Marktforschungsinstituts Telemark Marketing ergeben habe, dass bereits 21 Prozent der Teilzahlungskunden zur höchsten Einkommensgruppe mit mehr als 2.000 Euro Netto-Monatseinkommen zählen. Bei Santander stieg dadurch zwischen 2011 und 2014 der Bestand an laufenden Verträgen um rund ein Drittel auf 135.000 an, was ein Finanzierungsvolumen von 147 Millionen Euro ergibt.
„Null-Prozent-Finanzierung“ exakt Barzahlungs-Kaufpreis
Wie das Management bei einem Pressegespräch betont, entspreche bei der „Null-Prozent-Finanzierung“ die Summe der einzelnen Raten heute zudem exakt dem Barzahlungs-Kaufpreis. Poenisch gibt auch zu, dass das nicht immer der Fall war. So hatten Arbeiterkammer und Konsumentenschützer jahrelang moniert, dass entgegen dem Null-Prozent-Versprechen oft beachtliche Kosten verrechnet würden und im Kleingedruckten beispielsweise teure Ausfallversicherung vorgeschrieben wurden.
Händlerfinanzierung ökonomisch besser als Barzahlung
Fallen aber tatsächlich keine zusätzlichen Kosten durch die Ratenzahlung an, ist rein ökonomisch betrachtet eine Ratenzahlung jedenfalls besser als eine Barzahlung. Und das umso mehr, wenn der Kauf alternativ mittels Kontoüberziehung finanziert worden wäre. So zeigt der Biallo.at Kontovergleich, dass selbst beim günstigsten Anbieter bankdirekt.at bei einer Finanzierung beachtliche Kosten anfallen würden. Kredite im Rahmen der Händlerfinanzierung erreichen laut Santander durchschnittlich einen Betrag von 1.100 Euro, der in 22 Monatsraten zurückgeführt wird. Selbst wenn das Konto durch einen Kauf unter dem Strich nur ein halbes Jahr mit diesem Betrag ins Minus rutscht, kostet das 27,50 Euro an Überziehungszinsen - und bei teureren Kontos oft ein Mehrfaches davon.
Win-Win-Win-Situation durch Kredite als Händlerfinanzierung
Bei einem Ratenkredit übernimmt hingegen oft der Verkäufer die Finanzierungskosten, wodurch sich sogar eine Win-Win-Win-Situation ergibt. So hätte rund die Hälfte der Befragten den Kauf ohne Ratenzahlungsmöglichkeit gar nicht erst durchgeführt, so dass der Händler von zusätzlichen Umsätzen profitiert. Dieser zusätzliche Umsatz erlaubt nun dem Händler, die Finanzierungskosten vollständig zu übernehmen, so dass die Kundin von einem unverzinsten Kredit profitieren kann. Santander erhält seine Kosten hingegen vom Händler bezahlt und erhält für minimalen Marketingaufwand jährlich zehntausende neue Kredit-Kunden, denen es weitere Bankprodukte anbieten kann.
Tipp: Niemand ist vor finanziellen Überraschungen gefeit, die die eigene Zahlungsfähigkeit gefährden. Wenn das passiert, steigen die Schulden durch Mahnspesen und Inkassokosten oft rapide an, was zu verhindern wäre. Denn wer den Kopf nicht in den Sand steckt, sondern aktiv und ehrlich auf die Kreditgeber zugeht, kann zumindest bei Santander sinnlose Mahnspesen vermeiden und Fristen vielleicht so weit erstrecken, dass die Krise nicht eskaliert sondern beherrscht werden kann.