Die expansive Geldpolitik und eine erneut aufflammende Euro-Krise haben den Goldpreis wieder deutlich ansteigen lassen. Wie geht es 2015 mit Gold weiter?
Die Stimmung bei Anleger für Gold hat sich in den letzten Wochen erheblich aufgehellt. So ist der Goldpreis von seinem Tiefststand bei 1.150 Dollar je Unze zu Jahresbeginn mittlerweile auf annähernd 1.300 Dollar angestiegen. Verantwortlich hierfür sind unter anderem das Anleihenkaufprogramm der EZB und die unsichere Lage in Griechenland sowie der Ukraine. In ihren Jahresprognosen hatten die meisten Gold-Analysten hingegen noch mit stagnierenden oder fallenden Preisen gerechnet, was sich inzwischen aber geändert hat: Der Preis für Gold steigt aktuell wieder.
Gold: Unterschiedliche Preis-Prognosen
Auch die meisten Gold-Analysten gehen mittlerweile wieder von tendenziell weiter steigenden Goldpreisen aus, wobei eine Mehrheit den Aufwärtstrend für Gold bis 2016 anhalten sieht. Diesen positiven Aussichten ist jetzt aber mit GFMS/Thomson Reuters eines der renommiertesten Edelmetall-Analyse-Teams der Finanzmärkte entgegengetreten, das den Goldpreis noch im zweiten Quartal auf durchschnittlich 1.150 Dollar zurückgehen sieht - und bis Jahresende auch nur 1.160 Dollar bei Gold erwartet. Damit läge es rund zehn Prozent unter dem jüngsten Höchststand, was GFMS mit der Erwartung begründet, dass die Goldproduktion die Nachfrage heuer deutlich übersteigen werde.
Niedrige Treffer-Quote der Gold-Analysten
Allerdings ist die Treffer-Quote der Preisprognosen für Gold schlechter, als überall sonst. Dies liegt wohl daran, dass der Goldmarkt in mindestens drei von einander weitgehend unabhängige Segmente unterteilt ist. GFMS hat sich auf das Segment des „realen“ Goldmarktes konzentriert und die erwartete Produktion der Goldminen mit der „physischen“ Nachfrage verglichen. Die Kapazitäten, in die in der Zeit des hohen Goldpreises investiert wurde, sind inzwischen bereits weitgehend in Produktion. Darüber hinaus erwartet GFMS aber auch zusätzliche Verkäufe durch Russland. Das werde die weltweite Produktion auf 2.053 Tonnen ansteigen lassen, was die Nachfrage um rund fünf Prozent übersteige. Denn die physische Nachfrage komme vor allem aus China und Indien, die im Vorjahr jeweils knapp 700 Tonnen für die Schmuckproduktion importiert hatten. Hier sehen die Analysten zwar eine steigende Nachfrage aus Indien, die Nachfrage aus China werde jedoch schwach ausfallen, weshalb die Nachfrage heuer insgesamt bei 1.957 Tonnen stagnieren werde.
Gold und Geld
Damit dieses Missverhältnis von Angebot und Nachfrage aber tatsächlich zu einem sinkenden Goldpreis führen kann, müssten auch die Marktsegmente mitspielen, die auf der Geldfunktion des Goldes beruhen - und anderen Gesetzen folgen. So ist von dem bislang aus dem Boden geholten Gold nur der geringste Teil verloren gegangen, so dass mittlerweile geschätzt 180.000 Tonnen Gold als Schmuck oder Münzen in Umlauf sind oder als Goldbarren in den Tresoren liegen.
Gold an den Finanzmärkten
Während allein 32.000 Tonnen Gold bei der US-Notenbank Fed liegen, bewegt sich der mobilste Teil davon als Investitionsgut durch die Finanzmärkte, wobei die Nachfragesituation hier großteils von den Zu- und Abflüssen in Goldzertifikate abhängt. Die Zuflüsse reflektieren dabei weitgehend die Funktion des Goldes als „sicherer Haven“, wobei der Absicherungseffekt erfahrungsgemäß erst dann wirksam wird, wenn eine Krise tatsächlich sehr stark eskaliert. Darüber hinaus haben auch noch die sogenannten „Goldbugs“ einen beachtlichen Einfluss auf den Goldmarkt, die ungedeckte Papierwährungen für problematisch halten und auf expansive Geldpolitik stets mit Goldkäufen reagieren. Welche Rationalität sich am Goldmarkt letztlich durchsetzt, hängt wohl von zu vielen Faktoren ab, als dass auch nur halbwegs verlässliche Preisprognosen möglich wären. Hingegen wird man weiterhin mit großer Sicherheit davon ausgehen können, dass der Preis für Gold erheblich ansteigen wird, sollte in Europa wieder eine schwere Währungs- beziehungsweise Staatsschuldenkrise ausbrechen.
Gold als Absicherung gegen Euro-Verfall
Indes sei daran erinnert, dass das stets in Dollar gehandelte Gold zuletzt recht gut als Absicherung gegen den Euro-Verfall funktioniert hat. So hat der Goldpreis im Vorjahr auf Dollar-Basis zwar ein Minus von 2,7 Prozent hingelegt, in Euro war es jedoch ein Plus von 10,5 Prozent. Allerdings wird angesichts der Euro-Schwäche und nach bereits weiteren 15 Prozent plus in 2015 ein Einstieg in Gold zusehends teurer.