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Gerald Celente, Trendforscher
 
23.04.2014

Interview Gerald Celente, Trendforscher Ukraine-Krise und die Folgen

Von philoro Edelmetalle, biallo.at
Gold, Silber, Ölpreis: Welche Konsequenzen hat die aktuelle Krise in der Ukraine für die Weltwirtschaft? Gerald Celente im philoro-Interview.
Gerald Celente, Trendforscher Ukraine-Krise und die Folgen
Gerald Celente ist einer der bekanntesten Trendforscher und Buchautoren in den Vereinigten Staaten
philoro: Beginnen wir mit einem sehr aktuellen Thema – wie sehen Sie den Konflikt in der Ukraine? Hat dieser Konflikt das Potenzial, um in einen möglichen Krieg zwischen dem Westen (USA/EU) und Russland auszuufern?

Gerald Celente: Der Krieg hat bereits begonnen, denn Sanktionen sind Kriegshandlungen. Sie verbieten nämlich einer Nation den Handel. Wenn man jemanden davon abhält, geschäftlich tätig zu sein, ist das ein Akt des Krieges. Doch das ist erst der Anfang. Die Sanktionen werden sich von Woche zu Woche mehren.
Viele Menschen in den USA haben keine Ahnung was hinter der Krise in der Ukraine steckt. Wenn man die Nachrichten – so wie wir sie bekommen – verfolgt, heißt es, dass Russland die Krim überfallen hat. Sie haben die Krim nicht überfallen! Sie sind seit 1983 in diesem Hafen. Führt all dies bereits zu einem Krieg? Das erste Opfer des Krieges ist immer die Wahrheit. Seitens des Westens gibt es nicht einmal annähernd eine Wahrheit. Die Situation wird weiter eskalieren – die USA, die EU und die NATO werden näher und näher an die russischen Grenzen rücken. Ich bin überzeugt, dass weitere Provokation folgen werden und das stimmt mich nicht optimistisch.

philoro: Glauben Sie, dass das Auswirkungen auf den Goldpreis haben wird?

Celente: Ja! Wir haben gesehen was mit dem Goldpreis zum Höhepunkt in der ersten Phase der Ukraine-Krise passiert ist: Er ging nach oben. Jetzt hat sich alles beruhigt und der Goldpreis korrigiert wieder nach unten.
Gold ist ein sicherer Hafen. Betrachten Sie es doch einmal so: Angenommen Sie lebten in der Ukraine – sagen wir in Kiew – und plötzlich erhalten Sie kein Geld mehr aus dem Geldautomaten, die eigene Währung verliert de facto ihren Wert. Wünschten Sie sich dann nicht auch, sie hätten Gold und Silber, um etwas kaufen zu können? Haben wir das nicht erst kürzlich in Zypern erlebt – letztes Jahr als Banken geschlossen wurden. Das geschah an einem Samstag, bereits am späten Nachmittag hatten die Geldautomaten kein Geld mehr. Der Bevölkerung wurde gesagt, dass man die Banken am darauffolgenden Dienstag wieder öffnen würde. Dienstag kam und man sagte, man würde wieder am Donnerstag öffnen. Donnerstag kam und man sagte, man würde am Dienstag wieder öffnen, und so weiter... In dieser Phase ist es notwendig Gold zu besitzen, es ist ein sicherer Hafen. In Zeiten in denen geopolitische Ereignisse aufflammen, steigt der Goldpreis.

philoro: Sie investieren seit 1978 in Gold. Würden Sie auf dem momentanen Preislevel dazukaufen? Und wie sieht es mit Silber aus?

Celente:
Ich investiere sicherlich mehr in Gold, als in Silber. Ich würde zum jetzigen Zeitpunkt Gold kaufen, mache jedoch keine Investmentberatung. Ich spreche für mich selbst. Ein Freund von mir hat aus meiner Sicht die beste Strategie entwickelt: Er kauft jeden Monat soviel Gold und Silber wie er sich leisten kann. Damit bekommt er einen Durchschnittspreis. Am Ende ist man da fein raus.

philoro: Sie haben eine Notfall-Strategie entwickelt, die Sie 3G´s nennen: Gold, Guns and GetawayPlan. Übersetzt also: Gold, Waffen und ein Fluchtweg. Glauben Sie, dass jeder Bürger eine derartige Strategie benötigt? Oder glauben Sie, dass sich in den nächsten 10 Jahren alles zum Guten wenden wird?

Celente: Nun, niemand kann 10 Jahre weit vorausschauen. Die Informationen, die ich aus den Medien beziehe, also auch jene von Europa, zeigen, dass der Druck enorm groß ist. Tendenziell ist die Berichterstattung sehr einseitig. Ich habe zum Beispiel in der Bild-Zeitung einen Bericht über Timoschenko gelesen. In dem Artikel stand sie in einer Linie mit Hitler und Putin. Ich war schockiert, dass die Bild-Zeitung so etwas druckt. Ich sehe auch wie viele Medien in Europa, bspw. in Deutschland die Krise in der Ukraine mit anti-russischer Propaganda aufpeitschen. Ich schlage mich hier nicht auf eine Seite und entfache einen Streit, ich bin ein politischer Atheist. Ich bin wie ein Arzt, der eine Diagnose erhält, egal ob er sie mag oder nicht, es ist eben was es ist. Wenn ich also Interviews wie jenes in der Bild-Zeitung lese, bin ich schockiert, dass diese Zeitung so etwas druckt.
Also ja, ich würde mir sehr viel Sorgen machen, wenn ich in Europa leben würde. Ich hätte definitiv einen Notfallplan. Solche Dinge können so schnell entflammen. Sie sollten besorgt sein! Sie sollten sich sehr große Sorgen darüber machen was gerade passiert. All dies kann sich jede Sekunde verändern. Es wird keinen Warnschuss geben, die Waffen werden einfach losfeuern.

philoro: Mein Gefühl sagt mir auch, dass die Stimmung von den Medien anti-russisch geprägt wird.

Celente: Das ist der Punkt, egal ob es die Bild-Zeitung oder eine andere Zeitung schreibt. Die Stimmung bleibt antirussisch. Solange also derlei Spannungen aufgebaut werden, glauben die Menschen auch, dass es an einem Punkt explodieren wird! Spricht denn in den Medien irgendwo jemand vom Frieden? In Abwesenheit der Friedensgespräche sprechen alle von einem potentiellen Kriegsrisiko. Also um noch einmal auf Ihre Frage einzugehen: Ja, Waffen, Gold und ein Notfallplan. Auch ich habe einen Notfallplan, denn keiner weiß was passieren wird.

philoro: Lassen Sie uns einen anderen Teil der Welt beleuchten: China. Glauben Sie, dass es zum Platzen einer Kreditblase kommen wird und welche Konsequenzen sehen Sie für die Weltwirtschaft?

Celente: Die Kreditblase steht kurz davor zu platzen. So wie ich es im Moment sehe, werden die Chinesen dies jedoch nicht zulassen. Sie werden analog zur EZB und dem quantitative easing der FED ein Programm starten, welches billiges Geld in ein System mit spektakulär niedrigen Zinsen pumpt.
China verzeichnet einen Rückgang in der Produktion. Der soeben veröffentlichte Kaufkraftindex lag bei 48. Er müsste jedoch höher als 50 sein, um annähernd Wachstum zu zeigen. Dies ist nun der 5. Monat in Folge wo der Kaufkraftindex auf diesem Niveau dahintümpelt. Die Verantwortlichen in China müssen nun Maßnahmen treffen, um Zugänge zu neuem Geld zu schaffen. China ist nun gezwungen – ähnlich wie die USA und Japan – neues Geld in die sich aufbäumende Blase zu pumpen. Ab einem bestimmten Punkt wird diese Blase dann in weiterer Folge platzen müssen. Wann das genau passieren wird, kann ich mit Bestimmtheit nicht sagen. Ich weiß nicht was deren langfristiger Plan ist, aber es ist offensichtlich, dass China das Problem sieht und es verhindern möchte. Sie werden es jedoch im Gegensatz zu anderen Staaten ohne viel Aufsehen machen.

philoro: Was denken Sie werden die Top-Performer in den nächsten 2 bis 5 Jahren sein. Sind es Edelmetalle, Aktien, Immobilien oder ganz andere Anlageklassen?

Celente: Die Preise für saubere Nahrungsmitteln und Wasser werden steigen! Der Immobilienmarkt, wählt man einen langen Zeitraum, bewegt sich zyklisch aufwärts. Soweit ich weiß sind die Immobilienpreise in Berlin im letzten Jahr um 14 Prozent gestiegen. Solche Entwicklungen führen immer zu einer steigenden Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum. Was Gold betrifft, so bin ich schon seit 1978 auf der Käuferseite. Für mich ist es durchweg eine Langzeitinvestition. Um es also auf den Punkt zu bringen: Die Preise für alle realen Werte werden steigen (Immobilien, Edelmetalle, saubere Lebensmittel, Wasser).

philoro: Wenn Sie seit 1978 in Gold investieren, würden Sie den aktuellen Goldkurs für einen guten Einstiegszeitpunkt halten und wie verhält es sich mit Silber?

Celente: Ich habe mich nicht so sehr mit Silber beschäftigt wie mit Gold, aber natürlich sind die Kurse aktuell sehr günstig und ich würde kaufen, ja. Aber das ist nur meine persönliche Meinung, ich mache hier keine Finanzberatung. Ein Freund von mir handhabt es so, dass er regelmäßig das was er monatlich zurücklegen kann, in Gold investiert. Am Ende hat er so in einem schwankenden Markt einen guten Durchschnittspreis erzielt hat.

philoro: Jim Sinclair meinte einst, dass wenn Russland beim Verkauf seines Gases und Öls alle Währungen bis auf den Dollar akzeptieren würde, würde dies zum Zusammenbruch des „Petro-Dollar-Systems“ führen. Wie viel Wahrheit steckt in dieser Aussage und würde der Goldkurs bei so einem Szenario nicht explodieren?

Celente: Ich schätze Jim Sinclar sehr für seine scharfsinnigen Analysen und es könnte ohne Zweifel einen Effekt in diese Richtung geben. Doch wenn wir die Größe der russischen Wirtschaft mit der Chinas oder der der USA vergleichen, so ist diese zu klein um den Petro-Dollar Standard derart auszuhebeln. Ich glaube das große Bild, dass wir im Blick haben sollten ist, dass die BRICS-Staaten, also Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika in naher Zukunft ihre eigenen Reserve-Währungen aufbauen werden. In diesem Zusammenhang würde der Dollar nach und nach seinen Status als die Weltleitwährung verlieren.
Was den zweiten Teil ihrer Frage angeht, würde Gold in so einem Szenario natürlich ansteigen. Die Geschichte hat bewiesen, dass umso mehr der Dollar an Kaufkraft verlor, desto höher stieg der Goldpreis und umgekehrt.

philoro: Würden Sie erwarten, dass Länder wie Saudi Arabien oder Indien Gold gegen Öl handeln und wäre ein Konglomerat aus diesen Ländern stark genug den Petro-Dollar Standard zu schwächen?

Celente:
Ich sehe ein solches Handeln nicht von Saudi Arabien ausgehen, wo die USA dem saudischen Königshaus doch so wohl gesonnen sind. Ich meine, wir reden hier von Königen und Prinzen, das klingt immer so märchenhaft, warum nennen wir das Kind nicht beim Namen? Es ist eine Diktatur mit vielen ungelösten Problemen. Die USA als Partner halten durch ihre starke Militärpräsenz die Dinge vor Ort ruhig. Vor allem im Jemen gibt es sehr viele saudische Regime-Gegner, welche nur zu gerne eine neue Regierung bilden würden. Das Königshaus weiß was auf dem Spiel steht und wird sich daher in naher Zukunft wohl kaum gegen seinen Verbündeten – die USA – stellen. Wir dürfen auch nicht vergessen, dass es diese beiden Nationen waren, welche in den frühen 70igern den Petro-Dollar Deal aushandelten.

philoro: Nichtsdestotrotz fragen Länder wie Indien oder China physisches Gold sehr stark nach. Versuchen diese Länder die Kaufkraft ihrer Währungen durch Gold zu stützen?

Celente: Indien hat es sich selbst durch die Abwertung der Rupie sehr schwer gemacht Gold zu importieren. Allerdings sah sich das Land auch zu dieser drastischen Maßnahme gezwungen. Als in den USA davon gesprochen wurde die Anleihekäufe zu reduzieren, konnte man einen starken Abfluss an Kapital aus den Schwellenländern beobachten. Zölle, Steuern und allerlei anderer Handelsbarrieren wie Aufsichtskontrollen die erhoben wurden, machten es zusätzlich schwieriger an den physischen Besitz von Gold zu gelangen.
Die Frage ist also: Hat Indien oder die Indische Zentralbank genug Gold um die eigene Wirtschaft damit zu stützen – ich glaube wohl kaum - und ich bezweifle dies bei vielen Nationen. Übrigens ist nicht mehr Indien der größte Importeur von physischem Gold. Den ersten Rang nimmt mittlerweile ein anderes Land ein – nämlich China.

philoro: Mr. Celente wir danken Ihnen für dieses Gespräch.
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