Am Sonntag will die EZB die Ergebnisse des Stress-Tests bekannt geben, den sie den 128 größten Banken der Eurozone abverlangt hat. Zwei österreichische Banken sollen durchgefallen sein.
Die Bankdirektoren haben das lang erwartete Testergebnis bereits diesen Mittwoch in die Hand bekommen, am Sonntag wird es der Öffentlichkeit bekannt gemacht. Darin wird den 128 wichtigsten Banken der Eurozone von der EZB beschieden, wie sich ihre Bilanzen im Krisenfall entwickeln würden, was voraussetzt, dass die EZB die Werthaltigkeit der Bank-Aktiva einer strengen Prüfung unterzieht. Letzteres ist bei den österreichischen Banken besonders interessant, die seit Jahren unter dem Generalverdacht stehen, ihre Vermögenswerte im CEE-Raum (Länder in Zentral- und Ost-Europa) allzu großzügig zu bewerten.
Die Rache der Ost-Euphorie
Das trifft besonders die Raiffeisen Bank International (RBI) und deren Mutter RZB, die Erste Bank sowie die Bank Austria (UniCredit), die vor der französischen SocGen und der belgischen KBC die wichtigsten Finanziers des CEE-Raums darstellen.
So hatte sich der Finanzplatz Wien in den 20 Jahren nach der Wende in Zentral- und Osteuropa wieder eine Position wie am Ende der Habsburger-Monarchie erarbeitet, was der Wiener Börse in den drei Jahren bis 2008 den stärksten Aufschwung ihrer Geschichte bescherte. Die Wiener Banken hatten sich das allerdings enorme Investitionen in mehr oder weniger marode lokale Banken kosten lassen, und auch die Kreditvergabestandards scheinen mehr auf Marktanteilsgewinne als auf eine solide Bankpraxis ausgerichtet gewesen zu sein, wie in aller Deutlichkeit etwa aus ungarischen TV-Werbespots hervorgeht.
Drei Banken mit doppelt so hoher Bilanzsumme wie heimisches BIP
Zum Ausbruch der Weltfinanzkrise im Jahr 2008 erreichte die kombinierte Bilanzsumme der drei größten Bankengruppen knapp 600 Milliarden Euro. Mehr als das Doppelte des österreichischen Sozialprodukts. Das hatte Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman im Frühjahr 2009 auf einer Pressekonferenz in New York verkünden lassen: Österreich sei nach Island und Irland der nächste Staat, der in die Pleite schlittern könnte. Das ließ die Zinsen auf österreichische Staatsanleihen sofort in die Höhe schießen und die Kurse der Wiener Bankaktien massiv einbrechen. Während Krugman später dann einen kleinen Rechenfehler eingestehen musste und nicht Österreich in die Pleite schlitterte, sondern Griechenland und Portugal, haben sich die Aktienkurse der Wiener Banken seither nicht von diesem Tiefschlag erholt. Sie notieren nach wie vor bei kaum der Hälfte ihres Eigenkapitals.
Akzeptiert die EZB die Bewertungen der Banken-Assets?
Fast noch interessanter als die Frage, ob die Banken auch im Stress-Szenario über ausreichend Eigenkapital verfügen, ist es für die Börsianer folglich, ob die EZB generell die Bewertungen ihrer Aktiva akzeptiert. Vor diesem Hintergrund dürften auch die milliardenschweren Wertberichtigungen zu sehen sein, die die Banken zuletzt vorgenommen haben und die bei der RBI heuer für den ersten Jahresverlust seit ihrer Gründung sorgen dürften. Seit 2008 haben die Banken ihre Bilanzsummen zudem erheblich eingeschränkt und ihr Eigenkapital massiv erhöht, so dass sie dem Prüfungsergebnis offiziell höchst zuversichtlich entgegensehen.
Erste Bank unter Verdacht
Allerdings kam am österreichischen Bankenmarkt am Mittwoch erhebliche Nervosität auf, denn die spanische Nachrichtenagentur EFE hatte kolportiert, elf Banken hätten den Stresstest nicht bestanden, darunter auch zwei aus Österreich. Hier nannte EFE zwar keine Namen, spekulierte aber über ein mögliches Kapitalloch bei der Erste Group, was von Erste-Sprecher Michael Mauritz prompt zurückgewiesen wurde, während die EZB die Meldung als „reine Spekulation“ bezeichnete.
… oder doch die Raiffeisen LB Oberösterreich?
Neben ÖVAG, Erste Group, RZB und Bank Austria werden aus Österreich jedenfalls nur noch die BAWAG P.S.K.sowie die Raiffeisen-Landesbanken Niederösterreich und Oberösterreich gecheckt, die allesamt jedoch kein ausgeprägtes CEE-Portfolio aufweisen. Hier blickt die Branche mit Interesse vor allem auf die Oberösterreicher, was mit deren ehemaligen Generaldirektor Ludwig „Luigi Moneti“ Scharinger zu tun hat.
Denn der pflegt ungewöhnlich gute und durchaus profitable Beziehungen zur oberösterreichischen Industrie.
Dabei war er auch bereit, riskantere Projekte zu finanzieren und den Unternehmen im Falle von Misserfolgen notfalls auch mit Eigenkapital beizustehen. Das hat wesentlich zum Erfolg der oberösterreichischen Industrie beigetragen, der RLB OÖ gleichzeitig jedoch ein üppiges Portfolio an Industriebeteiligungen eingebracht. Dies wird von Scharingers Nachfolgern gerade mühevoll entwirrt und harrt nun – so wie die ominösen CEE-Portfolios - der Absegnung durch die EZB.