Gerade einmal 0,4 Prozent betrug die Inflationsrate im Juli, doch die EZB bleibt untätig – trotz wachsender Risiken für die Konjunktur. Für Sparer könnte das Warten weitergehen.
Seit Juni steht der Leitzins bei 0,15 Prozent, und Banken, die Ihr Geld bei der EZB parken, müssen einen Strafzins zahlen. Und die EZB schläft. Präsident Mario Draghi will bei einer weiteren Verschlechterung der Lage mit unkonventionellen Maßnahmen reagieren und bereitet ein Programm für den Ankauf von Kreditpaketen vor.
So wollen die Währungshüter erreichen, dass insbesondere Geschäftsbanken in Südeuropa ihre Bilanzen von Risiken befreien und deren Bereitschaft für die Vergabe von Unternehmenskrediten – natürlich auch unterstützt von der EZB – steigt.
TLTRO - ab September gibt`s weitere 500 Milliarden
Die EZB dürfte mit dem Ankauf sogenannter Asset Backed Securities (ABS) erst beginnen, wenn sie den Effekt geplanter Liquiditätsspritzen auf Preise und Kreditvergabe abschätzen können. Ab September wird die EZB in sechs Tranchen unter dem sperrigen Kürzel TLTRO zusätzlich rund 500 Milliarden Euro bereithalten. Banken, die überdurchschnittlich viele Kredite an Unternehmen vergeben, können sich langfristig zu extrem günstigen Konditionen bei der Notenbank refinanzieren.
EZB wird ABS-Programm starten - so oder so
Experten gehen davon aus, dass die EZB ihr ABS-Programm starten muss, auch wenn die Sparpolitik in Euroland weniger restriktiv ist, die Finanzierungsbedingungen sich verbessert haben und der schwächere Euro gepaart mit niedrigen Energiepreisen die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen stärkt.
Das aktuelle Niedrigzinsniveau bei Staats- und Unternehmensanleihen hilft den Schatzmeistern der Euro-Staaten und den Finanzvorständen der großen Kapitalgesellschaften – kleine und mittlere Unternehmen finanzieren ihre Investitionen aber weniger über den Kapitalmarkt, sondern über Banken. Letztere aber müssen entsprechend kapitalisiert sein, um Kredite zu vergeben, anstatt Staatsanleihen zu kaufen.
Nicht Wochen oder Monate, eher Jahre: Wo bleibt die Zinswende?
„Der Aufschwung ist schwach, fragil und unstetig“, so EZB-Chef Draghi auf der Ratssizung Anfang August. Trotz der konjunkturellen Risiken, die sich auch aus dem Sanktionswettlauf zwischen Russland und dem Westen ergeben, wird die EZB selbst bei einer Normalisierung der Lage ihre lockere Geldpolitik wohl nicht aufgeben. In Europa wird es eine Zinswende also wohl nicht in Wochen oder Monaten, sondern eher in ein paar Jahren geben.