Während Frankfurt diese Woche gleich von zwei hochkarätigen Finanzkonferenzen heimgesucht wird, zieht Thomas Middelhoff gegen die Bank Sal. Oppenheim vor Gericht. Und Börsen-High-flyer Rocket Internet präsentiert seinen ersten Quartalsbericht.
Chinas Kreditschwemme
Die letzte Finanzwoche bot ein schönes Beispiel, wie eine Notenbank selbst die schwerste negative Überraschung ausbügeln kann. So hatten Analysten bei den neuen Kreditvergaben in China mit einem ohnehin bereits erheblichen Einbruch um rund ein Viertel auf 626,4 Milliarden Yuan gerechnet, was die Zahlen der Chinesischen Notenbank mit 548,3 Milliarden aber locker unterboten hatten. Weil die Chinesische Notenbank nun aber gleichzeitig überraschend angekündigt hatte, den kleineren Banken massiv mit Liquidität aushelfen zu wollen, konzentrierten sich die asiatischen Finanzmärkte nun nur darauf, wer davon am stärksten profitieren würde. Die verschaffte den Aktienmärkten anstatt des befürchteten Einbruchs ein kräftiges Plus.
EU Staaten schrammen an Rezession vorbei
Nicht ganz so überraschend war, dass Deutschland, Frankreich und Italien gerade noch an einer offiziellen Rezession (von der EU definiert als zwei aufeinanderfolgende Quartale mit Minuswachstum) vorbeigekommen sind. Denn das war nur den neuen Berechnungsmethoden zu verdanken. Das hatte Deutschland im 3. Quartal ein Wachstum von 0,1 Prozent gerettet und das Minuswachstum des zweiten Quartals von minus 0,2 Prozent auf minus 0,1 Prozent angehoben. Während Frankreich mit plus 0,3 Prozent sogar das stärkste Wachstum seit dem zweiten Quartal 2013 ausweisen konnte, und auch Italien im positiven Bereich blieb. Ohne die statistischen Erleichterungen hätten freilich alle drei Rezessionen vermelden müssen.
Halbjahreszahlen von Rocket Internet
In der laufenden Woche stehen auch einige interessante Unternehmensausweise an. So kommen am Montag die Q3-Ergebnisse des beliebten Konsum-Indikators Hennes & Mauritz heraus. Mit noch mehr Spannung werden aber wohl die aktuellen Zahlen von Rocket Internet erwartet, die bei ihrem Initial Public Offering (IPO) gerade 1,4 Milliarden Euro eingesammelt hat. Denn nach dem bereits sehr teuren IPO und dem weiteren Höhenflug halten nicht wenige Analysten die Aktie für hemmungslos überbewertet. Viele fühlen sich gar an die New Econimy-Blase der 2000er Jahre erinnert.
Ex-Arcandor-Chef Middelhoff und die Falschberatung
gegen Am Dienstag startet hingegen das Zivilverfahren von Ex-Arcandor-Chef Thomas Middelhoff gegen die Bank Sal. Oppenheim, von der er sich wegen Falschberatung 30 Millionen Euro zurückholen will. Nach dem erstaunlichen Urteil gegen Midelhoff dürften sich nun so manche Finanzmarktteilnehmer Aufschluss über ihr „richtiges“ Verhalten erwarten. Am Donnertag berichtet indes die Raiffeisen Bank International, eine der größten Banken Osteuropas, über ihr 3. Quartal. Hiervon sind Informationen aus erster Hand zu den aktuellen Verhältnissen in Russland und der Ukraine zu erwarten.
„Euro Finance Week“ und “European Banking Congress” in Frankfurt
Geldpolitisch beginnt die Woche mit EZB-Chef Draghi vor dem Wirtschafts- und Währungsausschuss des Europaparlaments. Dort könnte er auch schon mit einigen kritischen Anmerkungen aus dem Monatsbericht der Bundesbank konfrontiert werden, der ebenfalls am Montag erscheinen wird.
Die ganze Woche über läuft in Frankfurt zudem die „Euro Finance Week“, bei der am Montag etwa die EZB-Direktoren Yves Mersch und Benoit Coeure Vorträge halten werden. Am Mittwoch werden die Sitzungsprotokoll der Bank of England vom 5./6.11.2014 veröffentlicht und am Freitag treffen Draghi, Bundesbank-Präsident Jens Weidmann und Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble mit Commerzbank-Chef Martin Blessing und Deutsche-Bank-Co-Chef Jürgen Fitschen beim European Banking Congress in Frankfurt aufeinander.
Eurozone-Handelsbilanzüberschuss verdoppelt?
Die wichtigsten makroökonomischen Daten kommen diese Woche großteils bereits am Montag. Schon am Morgen läuft die erste Schätzung für das Japanische BIP im 3. Quartal, für das die Experten ein Plus von rund zwei Prozent erwarten. Es folgt die September-Handelsbilanz der EU, bei der Analysten die Hoffnung hegen, das sich der Überschuss aufgrund des unter 1,30 Dollar gefallenen Euros auf 18 Milliarden Euro verdoppeln könnte. Am Nachmittag folgen die USA mit Industrieproduktion und Kapazitätsauslastung für Oktober. Und am Dienstag folgen die neuen Kfz-Zulassung in den EU 25.
Und wer sich Sorgen um den US-Wohnbauaufschwung macht, der erfährt am Mittwoch die Zahl der neuen Baubewilligungen und der Baustarts, sowie am Donnerstag die Absatzzahlen neuer Wohnhäuser. Ebenfalls noch am Donnerstag werden das Konsumentenvertrauen in der Eurozone und am Freitag noch die Eurozone-Lohnsteigerungen veröffentlicht.
