Während die Standard-Girokonten der führenden Bankengruppen durchwegs zwölf Prozent und mehr an Überziehungszinsen verrechnen, liegen Direktbanken und einzelne Regionalbanken deutlich darunter.
Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) steigt gegen hohe Überziehungszinsen auf die Barrikaden. So verrechneten laut dem VKI-Magazin „Konsument“ die UniCredit Bank Austria und die BAWAG P.S.K. zuletzt Überziehungszinsen in der „schwindelerregenden“ Höhe von 13,25 Prozent. Das ist übrigens ebenso viel, wie die Bank Austria im März 2003 verlangt hatte, als die Leitzinsen, zu denen sich die Banken untereinander kurzfristig Geld leihen, nicht wie heute annähernd bei Null lagen, sondern bei 2,5 Prozent. Indes verlangte die BAWAG P.S.K. 2003 trotz der deutlich niedrigeren Zinsspanne beispielsweise nur zwölf Prozent, was freilich auch damals nicht unbedingt als bescheiden bezeichnet werden konnte. Viel zu hoch erscheinen dem VKI jedenfalls die 12,75 Prozent, die die Erste Bank für Kontoüberziehungen nimmt, während Überziehungen am Standard-Konto der Raiffeisen Landesbank NÖ/Wien auch noch mit 12,5 Prozent zu Buche schlagen.
Überziehungszinsen: Oberbank als günstigste Filialbank
Deutlich reagiert habe laut Konsument hingegen die Linzer Oberbank, die auf Girokonten 7,75 Prozent verrechnet und ihre Sollzinsen damit seit März 2003, als die Oberbank noch 12,75 Prozent einhob, fast halbiert hat. Günstig liegen mit 8,13 Prozent auch die BKS sowie die meisten Direktbanken. So verrechnet die easybank 7,40 Prozent, die bankdirekt.at verlangt 7,25 Prozent und bei direktanlage.at sind es 7,50 Prozent.
Überziehungszinen: Sonderrenditen auf Kosten der Kunden
Damit sind die führenden Bankengruppen Österreichs allesamt in der Spitzengruppe zu finden und es drängt sich die Frage auf, ob diese Banken sich auch dann diese Sonderrenditen auf Kosten ihrer Kunden gönnen würden, wenn sie nicht bei ihren Auslandsinvestitionen so viel Kapital verbraten hätten.
Immerhin werden die Kontoüberziehungsmöglichkeiten am stärksten von eher finanzschwachen Kunden genutzt, die aufgrund ihrer schwachen Position oft auch weniger geneigt sind, auf günstigere Angebote zu drängen. So dürften die Banken an ihren Retail-Kunden wohl vor allem dann Geld verdienen, wenn diese regelmäßig ins Minus rutschen und am besten auch den vereinbarten Überziehungsrahmen nicht einhalten können. Denn dann komme zu den Sollzinsen noch ein weiterer Zuschlag in Höhe von aktuell bis zu fünf Prozent hinzu.
Sind Überziehungszinsen Verhandlungssache?
Allerdings bieten die größeren Finanzgruppen neben ihren Standard-Produkten eine Reihe von Kontovarianten mit günstigeren Konditionen an, auf die laut VKI zumeist problemlos gewechselt werden könne. Darüber hinaus hätten rund 80 Prozent der Bankberater die Möglichkeit, die Überziehungszinsen zu senken. Am besten wäre es laut VKI jedoch, das Konto grundsätzlich niemals zu überziehen und größere Anschaffung erst zu tätigen, nachdem das benötigte Geld angespart wurde. Vorausgesetzt, diese würden nicht zu hohe Nebenkosten aufweisen, wären derzeit Raten-Angebote des Handels häufig günstiger, als Kontoüberziehungen.
Falls das Konto dennoch regelmäßig überzogen wird, empfiehlt der „Konsument“ jedenfalls das
Umsteigen auf eine andere, günstigere Kreditform, wobei dann freilich vermieden werden sollte, am Konto gleich wieder aufs Neue ins Minus zu rutschen.
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