Biallo.at: Welche Daten von Privatpersonen sind beim KSV1870 gespeichert?
Johannes Nejedlik: Als Gläubigerschutzverband ist es unsere Aufgabe, Wirtschaftstreibende vor finanziellem Schaden zu schützen. Aus diesem Grund führt der KSV1870 zwei Datenbanken, die Kreditinformationen von Konsumenten enthalten. Die KonsumentenKreditEvidenz (KKE) wird vom KSV1870 für die österreichischen Banken und Kreditinstitute als Informationsverbundsystem geführt und enthält Kreditdaten von Konsumenten. Diese Datenbank hat einen geschlossenen Teilnehmerkreis, darüber hinaus hat niemand Zugang zu den gespeicherten Daten. Die WarenKreditEvidenz (WKE) wird von uns, wie der Name schon sagt, für die warenkreditgebe Wirtschaft (z. B. Versandhandel) geführt. Ihr Zweck ist, dass Unternehmen ihre Negativerfahrungen mit Kunden untereinander teilen, damit andere Firmen Ausfälle vermeiden können.
Biallo.at:b Wie viele Privatpersonen sind bei Ihnen gespeichert?
Nejedlik: In der KKE waren 2013 rund drei Millionen Daten über Personen und 3,8 Millionen Kredite eingetragen. In der WKE waren 580.000 Personen mit Negativkennzeichen (Zahlungsanstände) gemeldet.
Biallo.at: Ist es auch möglich mehr als einmal im Jahr eine Selbstauskunft zu erhalten? Und wenn ja, was kostet dies? (Sind das die 22,00 und 7,80 Euro)?
Nejedlik: Einmal im Jahr ist die Selbstauskunft gemäß dem Datenschutzgesetz (DSG2000 §26) kostenlos und die Zustellung erfolgt innerhalb der gesetzlichen Frist von acht Wochen. Zusätzlich gibt es die Selbstauskunft zur Vorlage, die der Antragstellende innerhalb von einer Woche eingeschrieben, eigenhändig und per Nachnahme erhält. Sie kostet 22 Euro plus 7,80 Euro Porto und kann mehrmals pro Jahr bestellt werden. Das funktioniert ganz einfach online unter
www.ksv.at/selbstauskunft. Pro Jahr erteilt der KSV1870 mehr als 100.000 Selbstauskünfte.
Biallo.at: Wie wird die Bonität einer Privatperson eingeschätzt? Welche Stufen oder Prozentsätze gibt es? Könnten Sie Beispiele zur Erläuterung geben?
Nejedlik: Das Prinzip bei unseren Datenbanken ist, dass die jeweils autorisierten Teilnehmer Daten abfragen bzw. einmelden und diese damit in einem klar festgelegten Rahmen anderen Teilnehmern zur Verfügung stehen. Letzteres mit dem Zweck, dass andere Teilnehmer die Informationen für ihre Bewertungen verwenden. Die abgefragten Daten stellen in der Regel nur einen Teil der Bonitätsanalysen der Abfragenden dar.
Biallo.at: Welche Dinge verbessern die Bonität einer Privatperson?
Nejedlik: Welche Daten in welcher Form wie lange gespeichert werden ist gesetzlich klar festgelegt. Die Richtigkeit der eigetragenen Informationen kann der Konsument via Selbstauskunft überprüfen und sich, falls notwendig, jederzeit gerne an die Mitarbeiter im KSV1870 ServiceCenter unter 0501870 – 1101 wenden.
Biallo.at: Welche Aktionen verschlechtern diese?
Nejedlik: Grundsätzlich kann festgehalten werden, dass sich Zahlungsausstände auch entsprechend auswirken. Unabhängig davon empfehlen wir Privatpersonen wie auch Unternehmen, bei Zahlungsschwierigkeiten immer die Kommunikation mit dem Gläubiger zu suchen.
Biallo.at: Führt eine Kreditanfrage über das Internet z.B. bei Santander Consumer Bank oder BAWAG auch dann schon zu einer Verschlechterung der Bonität, wenn eine Person dort einen Kredit nur anfragt, um einen individuellen Zinssatz bei einem bonitätsabhängigen Kredit zu erfragen ohne ihn abgeschlossen zu haben?
Nejedlik: Offene Kreditanfragen werden gemäß dem Bescheid der Österreichischen Datenschutzbehörde zur KKE eingetragen und wirken sich nicht negativ aus. Andere Banken sehen diese Einträge nicht.
Biallo.at: Führt eine Aufnahme von Krediten generell zu einer Verschlechterung der Bonität oder erst wenn dieser nicht regelmäßig bedient wird?
Nejedlik: Generell ist davon auszugehen, dass eine Verschlechterung erst eintritt, wenn ein Kredit nicht mehr ordnungsgemäß bedient werden kann und auch mit der Bank keine Lösung (z. B. Stundung) gefunden wurde.